Foto: Spyros Rennt

Ein Looner erzählt, wieso er auf Sex mit Luftballons steht

Sven Meyer

Looner sind Menschen, die Luftballons auf die eine oder andere Weise beim Sex integrieren. Wir haben Tom gefragt, was ihn daran erregt.

 

Woran denkt ihr, wenn ihr einen Luftballon seht? Vielleicht an eine Party, bei der es jemand zu gut mit der Deko meinte. Oder an Spiele aus der Kindheit, bei denen ihr einen Ballon mit einem Freund oder einer Freundin balancieren musstet. Manche Menschen sehen in einem Luftballon aber mehr als das. Für sie sind Luftballons Teil ihres Sexlebens: Sogenannte Looner.

 

Looner sind Menschen, die auf Luftballons stehen und diese beim Sex integrieren. Wie sie das tun, ist ganz individuell. Die einen mögen den Geruch, andere stehen darauf die Ballons platzen zu lassen und andere reiben sich einfach gerne an den mit Luft gefüllten Hohlkörpern. Und dann gibt es auch noch Personen, die auf Inflatables stehen, also auf Luftboote oder Schläuche. Der Fetisch ist also ziemlich divers.

 

Die Liebe zu Luftballons

Tom bezeichnet sich selbst als Looner, ist um die 30, lebt in Berlin – und heißt eigentlich anders. Schon als Kind fand er Luftballons faszinierend. “Ich erinnere mich noch ganz genau daran, wie traumatisch es immer für mich war, wenn jemand auf einer Party einen Ballon platzen ließ”, erzählt er. Er betrachtete Luftballons als Spielkamerad*innen. “Das war für mich in etwa so, als würde jemand einem Kuscheltier den Kopf abschneiden.”

 

Mit 11 Jahren nahm Tom das erste Mal mehrere Luftballons mit unter seine Bettdecke und fing an, sich an ihnen zu reiben. So bekam er seinen ersten Orgasmus. “Damals hatte ich aber noch keine Ahnung, was das eigentlich bedeutet”, erzählt er. Mit 12 Jahren begann er, zu onanieren und verwendete dabei bewusst Luftballons. “Ich mochte das Material, den Geruch und die Elastizität der Ballons”, sagt Tom.

 

Ein seltener Fetisch

Als er älter wurde, gefiel ihm, wenn andere Jungs auf Partys Luftballons kaputt gemacht, oder einfach nur damit gespielt haben. Er stellte sich vor, wie er in einem Raum voller Ballons Sex mit ihnen hat. “Es hat mich erregt und es wurde zu einer Fantasie”, sagt er. Diese Fantasie wurde mit der Zeit immer präsenter. Als er 22 Jahre alt war, nahm Tom seinen Mut zusammen und sprach mit seinem damaligen Freund darüber. Der reagierte positiv und die beiden testeten die Fantasie gemeinsam aus. Das lief allerdings nicht so, wie es sich Tom gewünscht hätte. Er selbst wusste noch gar nicht genau, was ihm gefiel und auch sein Freund war unbeholfen. Nicht besonders sexy, erinnert sich Tom.

 

Ihre sexuelle Vorliebe auszuleben, ist für Looner nicht immer einfach. Abgesehen davon, dass der Fetisch nicht sehr verbreitet sei, sagt Tom, gebe es auch andere Hindernisse. Nachbar*innen zum Beispiel, die sich nachts von platzenden Ballons gestört fühlen.

Ich habe schließlich auch Spaß am Sex, wenn keine Luftballons dabei sind.

 

Tom erzählt nicht vielen Menschen von seiner Vorliebe. Selbst in Berlin gebe es keine Looner-Szene, weshalbes nicht leicht ist Menschen mit der gleichen Vorliebe zu treffen. Austausch findet lediglich online über Datingseiten statt. Und dort wird Tom manchmal geghostet, wenn er von seinem Fetisch erzählt. Und Menschen, die er beim Dating neu kennenlernt, von seinem Fetisch zu erzählen, ist auch komisch. “Ich weiß nie, wie sie reagieren.” Sollte trotzdem mal jemand Interesse zeigen, tastet er sich langsam heran. Er habe keine Lust, deswegen verarscht oder darauf reduziert zu werden. “Ich habe schließlich auch Spaß am Sex, wenn keine Luftballons dabei sind.”

 

Material und Geruch sind besonders wichtig für Tom. “Es dürfen keine billigen Luftballons sein, sondern qualitativ hochwertige aus gutem Latex”, sagt er. Solche Ballons gibt es in Online-Shops wie Ballons-United, die sich genau darauf spezialisiert haben hochwertige Luftballons für Looner zu verkaufen. Außerdem riechen sie am besten, wenn sie bereits ein oder zwei Tage herumliegen. Beim Sex bläst Tom Luftballons gerne auf oder drückt sie einfach nur an sich. “Ich stehe aber auch darauf, Luftballons so lange aufzublasen bis sie platzen – oder anderen dabei zuzuschauen”, erzählt er. Tom findet es sexy, wenn jemand beim Vorspiel mit Luftballons spielt oder sie kaputt macht. Da er auch einen Fußfetisch hat, steht er auch darauf, jemandem dabei zuzuschauen, wie er Luftballons zertritt. “Ich finde es spannender, wenn andere was mit den Ballons machen und ich zuschaue.” Was aber am wichtigsten ist: Menschen, die offen für den Luftballon-Fetisch sind, machen auf Tom einen unbeschwerten und verspielten Eindruck. Sie wirken so, als würden sie nicht alles zu ernst nehmen. “Das finde ich einfach wahnsinnig attraktiv.”

Foto: Spyros Rennt
Foto: Spyros Rennt