Portugal hat ja sonst keine Sorgen: Der Papst fordert in der heiligen Stadt Fatima dazu auf, die Homo-Ehe wieder abzuschaffen. Sie bedrohe das Gemeinwesen.
Viele Katholiken glauben, dass am 13. Mai 1917 die heilige Jungfrau Maria in das kleine portugiesische Dorf Fatima kam und dort zu drei armen Hirtenkindern sprach. In drei Visionen soll sie ihnen den Beginn des zweiten Weltkriegs, den Aufstieg der Sowjetunion zur Supermacht und das Attentat auf Papst Johannes Paul II. am 13. Mai 1981 vorausgesagt haben.
Am 12. Mai 2010 hielt Papst Benedikt XVI. in dem inzwischen wichtigsten Wallfahrtsort Portugals eine Predigt vor Tausenden Mitarbeitern von katholischen Wohltätigkeitsorganisationen und mischte sich dabei in die portugiesische Tagespolitik ein.
Er sagte unter anderem, er sei zutiefst dankbar „für jede Art Initiative“, die die „grundlegenden und wichtigsten Werte des menschlichen Zusammenlebens“ unterstützen würde, unter denen sich unter anderem „die heilige, unauflösliche Ehe zwischen Mann und Frau“ befände. Er machte damit deutlich, dass gleichgeschlechtliche Ehen nach seiner Auffassung zu „einigen äußerst heimtückischen und gefährlichen Herausforderungen für das Gemeinwohl in unserer heutigen Zeit“ gehören. Das kommt einer direkten Aufforderung an die Anwesenden gleich, sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Homo-Ehe in Portugal einzusetzen.
Die sozialistische Minderheits-Regierung unter Premierminister Jose Socrates hatte im letzten Januar ein Gesetz verabschiedet, das die Ehe für homosexuelle Paare öffnet – gegen den massiven Widerstands der konservativen Opposition. Es muss noch von Präsident Anibal Cavaco Silva unterzeichnet werden. Der befindet sich unter enormem politischem Druck, sein Veto gegen die Gesetzesvorlage einzulegen. Sollte er das tun, kann das Parlament das Gesetz nach einer weiteren Abstimmung trotzdem verabschieden.
(Paul Schulz)