Kolumne, Teil 5: „Heilige“ Krieger

Puh! Was ein Stress mit diesen GayGames! Eigentlich hatte ich mich ganz relaxt beim Tanzen in die Schichten Dienstag und Donnerstag 15 bis 21 Uhr einteilen lassen. Start der Profi-Endrunden laut Plan: 19 Uhr. Mit drei Stunden Verspätung gingen am Dienstag diese Runden an, um Eins in der Nacht waren wir fertig! Computerabstürze, falsche Listen bei den Wertungsrichtern, fehlende Paare, Runden die wiederholt werden mussten – chaotischer hätte der erste Turniertag für die Tänzer und Helfer kaum sein können. Deshalb bin ich gestern (also am Mittwoch) anstatt wie geplant nach anderen Sportlern Ausschau zu halten, doch nochmal Volunteeren gegangen. Diesmal lief es aber um einiges besser, wobei zur Frühschicht wohl über die Hälfte der Helfer nicht erschienen ist. Die Endrunden waren dafür aber super besucht und ein richtiger Hingucker: Männer 18+ Latein, mehr muss ich wohl nicht dazu sagen!

Zufrieden und erschöpft machte ich mich dann auf den Heimweg. Dabei kam ich in der Fußgängerzone an einem GayGames-Schild vorbei, auf dem die Wort gekritzelt waren: „Homosexualität ist Sünde.“ Eigentlich wollte ich ja ein bisschen runterkommen, aber schon war ich wieder auf 180! Es wurden wohl bereits die Tage vorher, so erfuhr ich von einem Bekannten, von irgend so einer Freikirche Flyer über die Sündhaftigkeit schwulen und lesbischen Lebens verteilt. Aus welchen Löchern kamen die denn jetzt schon wieder gekrochen?!, frage ich mich nur. Christen können echt nerven. Ich verteile am Kirchentag schließlich auch keine Zettel mit „Dummheit ist Sünde.“ Wobei…

Als ein, im besten Sinne des Wortes, gottloser Mensch möchte ich einfach nur von diesen Märchen und Sagen über transzendente Wesen in Ruhe gelassen werden. Vor allem, wenn ich dann noch höre, wir bräuchten doch christliche Werte. So ein Quatsch! Alles Gute an den sogenannten christlichen Werten, findet sich auch in einer humanistisch aufgeklärten Gesellschaft, alles Schlechte dient allein der Legitimation von Ausgrenzung, Diffamierung und Herabwürdigung aller, die dem „Pfad der Erleuchtung“ nicht folgen wollen, oder aus einem obskuren Schöpfungsmythos heraus nicht können – wie eben Schwule und Lesben.

Dabei geht es mir nicht um das ganze „Kirche ist so machtgeil“-Blabla. Den institutionellen Missbrauch von Glauben gibt es schon so lange, wie es Religionen gibt. Über deren Sinn und Unsinn lässt sich genauso ergebnislos streiten, wie über den der GEZ. Mir geht es darum, wie „Glaube“ den Einzelnen beeinflusst. In seinem Selbstverständnis und in seiner Abgrenzung zu anderen. Ich bin ein durch und durch logischer Mensch und somit ist mir alles Spirituelle unverständlich. Warum kann der Mensch denn nicht sein Leben und die Verantwortung darüber in die eigene Hand nehmen, anstatt es in die imaginären Hände eines Gottes zu legen? Dadurch bliebe uns nicht zwangsläufig Leid und Ungerechtigkeit erspart, wir wären aber offener für Neues und Anderes.

Und die Antwort auf den Sinn des Lebens? Die Tatsache, dass wir Leben, sollte doch ausreichen, um diesem selbst täglich neu einen Sinn zu geben. Das ist zumindest mein Anspruch an mein Leben. Wer darauf warten, dass er vom Osterhasen, pardon, lieben Gott, seinen Sinn bekommt, hat sein Leben vielleicht schneller verpasst, als er es erleben kann…

Jetzt geht es aber ab zu den Schwimmern. Mal schauen, welche göttlichen Ebenbilder da alles zu bestaunen sind!

Euer Markus

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