Der Ursprung von HIV …

CIA? KGB? Sex mit Gorillas? Über wilde „Theorien“ und wahrscheinliche Erklärungen. Gekürzter Text von Justine Alford*.

Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Aids-Programms der Vereinten Nationen (UNAIDS) lebten Ende 2010 rund 34 Millionen Menschen mit HIV. Weltweit sterben jeden Tag etwa 6.000 Menschen an den Folgen der Infektion.

Das Virus selbsVerschwörungstheorient wurde erst vor einigen Jahrzehnten entdeckt [1983, Anm. d. Red.]. Doch wie fing das alles an? Wie kam HIV überhaupt zu uns Menschen und löste dann eine der verheerendsten länder-und kontinent-übergreifende Epidemie der Geschichte aus? Im Folgenden werden verschiedene Theorien vorgestellt:

Die HIV-Verschwörungstheorie

Die zwei wohl am häufigsten in den Raum geworfenen „Erklärungsansätze“, wie HIV zu uns Menschen kam, lauten: „Das war die Regierung“ oder „Das waren Menschen, die Sex mit Affen hatten“.

Ja, es gibt viele Verschwörungstheorien rund um HIV. So leugnen einige Menschen, dass HIV die Ursache von Aids ist, während wiederum andere behaupten, HIV sei von Menschen entwickelt worden: Laut einer Umfrage unter Afroamerikanern aus dem Jahr 2005 glaubten fast 50 Prozent der Befragten, das Virus stamme aus einem Labor, und viele vertraten sogar die Ansicht, es sei zur gezielten Kontrolle der schwarzen Bevölkerung oder der Homosexuellen entwickelt worden.

Es gibt aber absolut keinerlei Belege für diese Theorien – und jede Menge Belege dafür, dass sie absoluter Humbug sind. Einige der ersten dokumentierten HIV-Fälle stammen aus den späten 1950er-Jahren, und es wäre absurd zu behaupten, dass die Wissenschaft damals das Wissen oder die Technologie für den „Bau“ von Viren hatte. Die DNA-Struktur wurde erst 1953 entdeckt, das erste künstliche Bakteriengenom wurde vor gar nicht allzu langer Zeit geschaffen – Gleiches gilt für die Entwicklung eines künstlichen Virus. Eine solche Leistung setzt Know-how über genetische Manipulationen voraus, und dieses Know-how gab es damals noch nicht.

Und viele weitere Theorien …

Es gibt eine überwältigende Menge an Belegen dafür, dass HIV sich aus eng verwandten Viren entwickelt hat, die bei verschiedenen Primaten in Afrika verbreitet sind und auf den Menschen übertragen wurden.

Manch einer findet daher offenbar die Vorstellung ganz reizvoll, dass Menschen mit Primaten Sex gehabt und sich dabei angesteckt haben könnten, aber das wird von keinem Experten ernst genommen. (Mit einem Gorilla? Wirklich?!)

Eine plausibele Theorie – die nichts mit Primaten zu tun hat – ist es zumindest, dass angesichts der Tatsache, dass medizinische Utensilien teuer sind, bei Impfprogrammen in Afrika Spritzen und Nadeln mehrfach verwendet wurden – was den Viren vielfältige Möglichkeiten bot, sich in der Bevölkerung auszubreiten. Zusammen mit einer Zunahme des internationalen Reiseverkehrs, mit sexueller Promiskuität und mit intravenösem Drogengebrauch dürfte dies eine logische Erklärung für die Entstehung der HIV-Pandemie sein.

Die einfachste Erklärung ist jedoch, dass Menschen Kontakt mit Blut oder Ausscheidungen von infizierten Primanten hatten. Das ist auch völlig plausibel, denn Rauchmangaben (Primaten-Art) zum Beispiel wurden in Westafrika, also in der Region, in der eine Form von HIV am häufigsten vorkommt, als Haustiere gehalten und auch wegen ihres Fleischs geschlachtet. Und beim Schlachten kann es durchaus vorkommen, dass infizierte Körperflüssigkeiten durch Hautwunden in den Körper eindringen.

Das Fazit

Wir können zwar nicht definitiv beweisen, woher HIV kam, aber wir können auf Grundlage der verfügbaren Forschungsergebnisse plausible Annahmen aufstellen. Und alle Ergebnisse deuten darauf hin, dass HIV von Primaten zu uns kam, nicht von der Regierung. Nichts gegen eine gute Verschwörungstheorie, aber hier will sie einfach nicht aufgehen.

 

*Justine Alford ist seit 2014 Doktorin der Biowissenschaften (Warwick University). Sie beschäftigt sich vor allem mit den Themen HIV und Immunologie.

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