Schwul-lesbisches Kino auf der Berlinale


Seit Donnerstag steht Berlin wieder ganz im Zeichen der Filmfestspiele. Unter den rund 400 Filmen im offiziellen Programm finden sich auch diesmal mehrere zu lesbisch-schwulen und transidentischen Lebenswelten.

Rosa von Praunheim zeichnet in „König des Comics“ den Lebens- und Karriereweg des schwulen Comiczeichners Ralf König nach. Stefan Westerwelle liefert mit „Detlef – 60 Jahre schwul“ das intime Porträt des Detlef Stoffel, eines Schwulenaktivisten der ersten Stunde. „Unter Männern“ wiederum beleuchtet das homosexuelle Leben in der DDR.

Das Musical „Leave It On The Floor“ taucht in die schwarze Ball-Community von Los Angeles ein, in der queere Outcasts in ihren Wahlfamilien und auf dem Laufsteg Bestätigung und Heimat finden. Der serbisch-kroatische Spielfilm „The Parade“ erzählt vom blutigen Scheitern der ersten Gay Pride Parade in Belgrad in Gestalt einer atemlos überdrehten satirischen Mainstream-Komödie, in der die Homophobie, der Machokult, schwule Klischees und Balkan-Stereotypien gleichermaßen durch den Kakao gezogen werden. Dem brutalen Mord an dem ugandischen Schwulenaktivisten David Kato im Jahr 2011 und der politischen, christlich-religiösen und medialen Vorbereitung des Verbrechens geht die Dokumentation „Call Me Kuchu“ nach.

Die Filmbiografie „Vito“ wiederum erinnert an den 1990 verstorbenen Vito Russo. Mit „The Celluloid Closet“ (Die schwule Traumfabrik) lieferte der Journalist Russo das erste Standardwerk zur lesbisch-schwulen Filmgeschichte. Als LGBT-Aktivist gehörte er zu den Mitbegründern von Initiativen wie der „Gay Activists Alliance“ und der „Gay and Lesbian Alliance Against Defamation“ (GLAAD). Später war er führender Sprecher der Aids-Aktionsgruppe ACT UP und einer der offen aidskranken Prominenten der USA.

Gleich mehrere Filmbeiträge widmen sich dem Thema Sexarbeit. „Lost in Paradise“, der offiziell erste, nicht homophobe Schwulenfilm Vietnams, erzählt von einer romantisch verklärten Liebe unter Saigoner Strichern. Mit „Bugis Street Redux“ schließt der Hongkong-chinesische Regisseur Yonfan seine Trilogie über Transvestiten, Stricher, Transsexuelle und schwule Subkultur in Singapur ab. In „Elles – Das bessere Leben“ recherchiert Juliette Binoche als französische Journalistin über die Sexarbeit von Studentinnen, die auf diesem Weg ihr Studium finanzieren.

Die Goldenen Bären für die offiziellen Wettbewerbsbeiträge werden erst am 18. Februar verliehen. Bereits am Vorabend jedoch findet im Flughafen Tempelhof die Teddy Award Gala statt, wo zum 26. Mal die besten queeren Filme der Berlinale ausgezeichnet werden.
Arte zeigt einen 95-minütigen Zusammenschnitt der Gala am 18.2. ab 23.25 Uhr. Nach der TV-Ausstrahlung ist die Verleihung auch online abrufbar.
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