„Themba“ erzählt eine Geschichte über HIV und Fußball in Südafrika. Der Film ist simpel gestrickt, aber trotzdem sehenswert – auch weil Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann als Schauspieler debütiert.
Wenn man die Grundidee zu „Themba“ hört, weiß man schon, woran man ist: Ein armer Junge in Südafrika spielt solange im Staub seines kleinen Dorfes guten Fußball, bis er von einem Trainer für die Nationalmannschaft entdeckt wird und zum Helden aufsteigt.
Was im Roman „Themba – Das Spiel seines Lebens“ von Lutz van Dijk noch eine komplex erzählte Zustandsbeschreibung von Südafrika war, wird fürs Kino auf seine Grundbausteine reduziert. Dass die Mutter des Jungen HIV-positiv ist und an den Folgen von Aids stirbt, wird dabei zweitrangig. Das Thema HIV in Südafrika inszeniert die Filmemacherin Stefanie Sycholt vor allem als Bedrohung des sportlichen Lebensglücks ihres jungen Helden.
Und ja, die südafrikanische Regisseurin landet damit im cineastischen Lego-Land: Alle Figuren und die Handlung sind absolut vorhersehbar und das Drehbuch funktioniert nach der simplen Mechanik amerikanischer Hollywood-Sportfilme: ein Mann – in diesem Fall ein Junge – will nach oben, ohne dabei seine Leidenschaft zu verlieren oder sein Talent verkaufen zu müssen. Durch die Mithilfe eines sportlichen Ersatzvaters – den hier der deutsche Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann geben darf – gelingt das Vorhaben des Helden und am Ende jubelt ein Stadion.
Aber nein, „Themba“ ist deswegen nicht schlecht. Die südafrikanisch-deutsche Koproduktion kommt zwar nicht über das Niveau eines mittelmäßigen Fernsehfilms hinaus, doch die Schauspieler machen handwerkliche Mängel mehr als wett.
Ob Simphiwe Dana als Mutter Mandisa, die nach einer Vergewaltigung positiv getestet wird, oder Patrick Mofokeng als Thembas böser Onkel Luthando – sie vollbringen innerhalb der engen Grenzen ihrer Rollen kleine Schauspielwunder, sind menschlich, anrührend und begreifbar, wo das Drehbuch formelhaft bleibt.
Auch Jens Lehmann macht als Trainer John Jacobs eine überraschend gute Figur. Mit Kindern vor der Kamera zu spielen ist nicht einfach – Lehmann gelingt es blendend. Was auch daran liegen mag, dass die beiden jungen Darsteller, die Themba als jüngeren und etwas älteren Jungen verkörpern, unbändige Spielfreude an den Tag legen – bei ihrer Rolle ebenso wie beim Fußball. Ihnen dabei zuzusehen ist ein Fest, und vielleicht ist der Film deswegen schon mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden.
Ein weiterer Grund für die Begeisterung, die Themba auslöst: Er trägt in Südafrika erheblich zur Enttabuisierung des Themas HIV/Aids bei.
Der deutsche Starttermin für „Themba“ ist klug gewählt: Noch ist Südafrika wegen der Fußballweltmeisterschaft in allen Köpfen. Das nutzen der Film und sein Verleih, um diese ganz andere, aber nicht weniger schöne Fußballgeschichte zu erzählen. Auch das ist ein Vorzug des Films: Hier werden die Südafrikaner nicht zur fröhlich-lärmenden Kulisse degradiert.
Und noch einen Vorteil hat „Themba“ gegenüber der WM: Der Film ist komplett frei von Vuvuzelas.
(Paul Schulz)
Themba läuft ab heute in den deutschen Kinos
Webseite des Films mit Ausschnitten