Eine Ausstellung in Düsseldorf zeigt die Werke von Robert Mapplethorpe. Kritiker bezeichneten sie als die „schockierendsten und gefährlichsten Bilder der modernen Fotografie.“
Der 1946 geborene und 1989 an den Folgen von Aids verstorbene Robert Mapplethorpe ist einer der wenigen Künstler, denen es vergönnt ist, weit über die Grenzen der Kunstwelt hinaus Bekanntheit zu erlagen. Er dominierte die Fotoszene des ausgehenden 20. Jahrhunderts und öffnete den Weg zur Anerkennung der Fotografie als Kunstform, er verankerte das homosexuelle Sujet in der Massenkultur; er entwarf in der Fotografie ein klassizistisches Bild vom meist männlichen Körper, das Eingang in die kommerzielle Fotografie fand.
Kontrovers diskutiert
Jetzt zeigt das NRW-Forum Düsseldorf eine umfassenden Museums-Ausstellung mit Fotografien Robert Mapplethorpes nach den großen internationalen Tourneen, die in Deutschland 1981 in Frankfurt, Hamburg, München und 1997 in Stuttgart Station machten; 1992 zeigte die Düsseldorf Kunsthalle die Ausstellung „Mapplethorpe versus Rodin“.
Insbesondere in den USA wurde zu Lebzeiten und postum Mapplethorpes Werk kontrovers diskutiert; bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wurden Ausstellungen seiner Fotografien boykottiert, zensiert oder geschlossen. Umstritten waren stets seine radikalen Darstellungen von Nacktheit und sexuellen Handlungen. Insbesondere Fotos sado-masochistischer Praktiken führten dazu, dass es bei Ausstellungen Protestkundgebungen gab und man Museumsdirektoren verklagte. In Japan hat das Oberste Gericht erst 2008 festgestellt, dass Mapplethorpes erotische Bilder nicht gegen das Pornografieverbot verstießen und damit einen acht Jahre lang beschlagnahmten Band mit Mapplethorpe-Fotografien freigegeben. Für den amerikanischen Kritiker Arthur C. Danto schuf Mapplethorpe „einige der schockierendsten – und gefährlichsten – Bilder der modernen Fotografie oder sogar der Kunstgeschichte“.
Inzwischen museumswürdig
In Deutschland dagegen gehörten Mapplethorpes Fotografien zur „ästethischen Sozialisation“ der Generationen, die in den 80er und frühen 90er Jahren aufwuchsen. Die Fotografien wurden damals als Poster vertrieben und vor allem die „schwarzen“ Portraits fehlten in kaum einer WG. Was Mitte der 80er Jahre vorrangig die Zensur beschäftigte, ist inzwischen museumswürdig geworden und nicht mehr Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen, sondern soziologischer und formalästhetischer Analysen.
Die Ausstellung im NRW-Forum umfasst alle Bereiche Mapplethorpes Schaffen wie Portraits und Selbstportraits, Homosexualität, Aktfotografien, Blumenaufnahmen und als Quintessenz die fotografischen Aufnahmen von Skulpturen; sie schließt die frühen Polaroids ein. Die Ausstellung ordnet die Fotografien nach Themen wie Selbstportraits einschließlich jener berüchtigten Aufnahme, die ihn mit einer in seinen Anus eingeführten Bullenpeitsche zeigt, und geradezu poetischen Aufnahmen seiner Gefährtin Patti Smith; den Fotografien schwarzer Männer versus weißer Frauen, wie der Bodybuilderin Lisa Lyon; der Gegenüberstellung von Penissen und Blumen, und schließlich jenen Aufnahmen von klassischer Schönheit, die sich an den Skulpturen der Renaissance orientierten, sowie den beeindruckenden Portraits von Kindern und Berühmtheiten seiner Zeit.
Robert Mapplethorpe
6. Februar – 15. August 2010
NRW-Forum Kultur und Wirtschaft, Ehrenhof 2, 40479 Düsseldorf,
Öffnungszeiten: Di – So: 11 – 20 Uhr, Fr: 11 – 24 Uhr
www.nrw-forum.de