„Rent“ ist eine moderne Variante von Puccinis Oper „La Bohème“ und spielt im New Yorker Künstlerviertel East Village. Im Mittelpunkt stehen sieben junge Menschen, darunter ein schwules und ein lesbisches Paar und der Transvestit Angel. Gesellschaftlichen Problemen stellen sie Liebe und Kreativität entgegen.
Seinen Titel „Rent“ („Miete“) trägt das Stück, weil zwei junge Künstler ihre teure Miete nicht mehr bezahlen können. Ihr Vermieter ist ausgerechnet ihr ehemaliger Mitbewohner.
Ein weiteres zentrales Thema des Musicals ist Aids. Autor Jonathan Larson stand beim Verfassen des Stückes in den Neunziger Jahren ganz unter dem Eindruck der Aidskrise. Viele seiner Freunde starben in dieser Zeit. Die hoch wirksamen Kombinationstherapien gegen HIV gab es damals noch nicht, sie stehen erst seit Mitte der Neunziger Jahre zur Verfügung.
Larson wollte dem realen Drama eine positive Botschaft entgegensetzen: „Ziel ist es, das bereits klischeehafte Stereotyp des ‚Aids-Opfers‘ zu vermeiden und zu betonen, dass a) Menschen mit Aids ein vollwertiges Leben führen können und b) Aids jeden betrifft – nicht nur Homosexuelle und Drogenabhängige, c) in unserer desensibilisierten Gesellschaft diejenigen, die um Leben und Tod ringen, oftmals intensiver leben als Mitglieder des so genannten ‚Mainstream‘“.
Die Botschaft ist offensichtlich gut angekommen: „Rent“ gewann den Tony Award und den Pulitzer-Preis. Bis 2008 wurde es in 5.123 Vorstellungen am Broadway gespielt, das ist die siebtlängste Laufzeit eines Musicals am Broadway aller Zeiten. Auch die Neuinszenierung am Deutschen Theater stieß nach der Premiere am 9. April auf überwiegend positive Resonanz.
Doch hat das Musical im Jahr 2010 noch eine Bedeutung? Schließlich hat HIV heute weit weniger dramatische Folgen als 1995. Regisseur Stefan Huber findet die Botschaft des Stücks im Kern zeitlos: „Man hat gelernt, mit dieser Krankheit zu leben. Aber wer sagt uns, dass so eine Epidemie nicht wiederkommen kann? Es geht um die Bedrohung des Lebens, bei Aids insbesondere im Zusammenhang mit Liebe. Über die Jahrhunderte gab es immer wieder solche gesellschaftlichen Zustände, ob es Kriege oder andere Bedrohungen waren. Sie lassen uns über unser eigenes Leben reflektieren.“
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