Enrique Doleschy, Mr. Gay Germany 2018, hat die Deutsche AIDS-Hilfe besucht. Wir haben die Gelegenheit genutzt und mit ihm unter anderem über den eigentlichen Sinn von Modelwettbewerben gesprochen und ihn gefragt, wie man eine solche „Competition“ gewinnt. Und natürlich kam auch das Thema des Sommers zur Sprache: Safer Sex 3.0.
ICH WEISS WAS ICH TU: Enrique, Du warst ja erst vor kurzem in Südafrika und hast an der Mr. Gay World Wahl teilgenommen.
Enrique Doleschy: Oh ja, und ich sag Euch: Das war echt viel Arbeit. Von wegen Celebrity-Lifestyle! Der Wecker klingelt jeden Morgen um 6. Und wenn du Glück hast, kommst du um Mitternacht ins Bett. Arbeiten heißt dort: Fotoshootings im Anzug, in der Badehose, in den Shirts der Sponsoren und so weiter. Außerdem haben wir die Sponsoren vor Ort besucht. Und verschiedene Pressetermine wahrgenommen. Wir Kandidaten haben dort auch die Parade für Vielfalt, den sogenannten „Pink Glory“, besucht. Das ist sowas wie der CSD. Von der Größe vergleichbar mit dem CSD in meiner Heimatstadt Mainz. Berlin oder Köln sind da eine ganz andere Nummer.
„Das war echt viel Arbeit. Von wegen Celebrity-Lifestyle!“
Der Teil der mir am meisten Spaß gemacht hat, war, dass wir vor Ort im Naturschutzgebiet ausgeholfen und mit den Tieren dort gearbeitet haben. Gerade so etwas finde ich besonders wichtig, da in dieser Region letztes Jahr ein großes Feuer gewütet hat. So können wir mit der Mr. Gay World Veranstaltung auch den Menschen dort etwas zurückgeben.
Achso und bei der Wahl selbst bin ich unter die Top 10 gekommen. Immerhin. (lacht)
Was hatte Dich denn dazu bewegt, dich bei der Wahl zum Mr. Gay Germany 2018 zu bewerben?
„Mir war schon bewusst, dass es bei der Wahl nicht nur um schönes Aussehen geht.„
Ganz ehrlich: Der aller erste Gedanke war ein bisschen gekränktes Selbstwertgefühl. Anfang 2017 hatte ich in Berlin bei einem Contest zum „Mr. Gay Berlin“ auf einer Party mitgemacht. Da bin ich aber nur Dritter geworden. Dann ein paar Monate später habe ich ohne großen Plan den Organisatoren von „Mr. Gay Germany“ eine E-Mail geschrieben und einfach ein paar Instagram Fotos von mir dazu gepackt. Dass sich dann tatsächlich jemand von denen bei mir meldet, hätte ich nie gedacht.
Mir war schon bewusst, dass es bei der Wahl nicht nur um schönes Aussehen geht. Deshalb hab ich mich hingesetzt und meine Kampagne entwickelt. Dabei wollte ich ein Thema nach vorne bringen, dass bisher in der Community noch nicht so viel Aufmerksamkeit bekommt.
Und was genau ist Deine Kampagne?
Die Kampagne heißt „Silver Rainbow“ und beschäftigt sich vor allem mit 2 großen Dingen:
Zum einen beschäftigt sich meine Kampagne mit den Bedingungen für unterschiedliche Generationen schwuler Männer. Da haben wir auf der einen Seite eine junge Generation, die in einem recht liberalen Klima aufwächst. Mit einer breiten öffentlichen Akzeptanz. Die ältere Generation auf der anderen Seite hatte diese Bedingungen damals nicht. Manche merken jetzt, dass man sich heute outen kann – zum Beispiel auch wenn Du lange heterosexuell gelebt hast. Auch für schwule Männer, die ihr Leben lang viel allein waren oder ihre Sexualität bisher nicht ausleben konnten, für diese Männer gibt es bisher wenig Anlaufstellen in Deutschland. Das will ich ändern. Bei den Städten Berlin oder Mannheim bin ich zum Beispiel mit dem Thema offene Türen eingerannt. Meine Rolle sehe ich dabei als Verbinder unterschiedlicher Menschen und Gruppen.
„Mit meiner Kampagne möchte ich die verschiedenen Generationen wieder etwas näher zusammenbringen.“
Zum anderen scheint es häufig zu wenig Kontakt zwischen jungen und älteren schwulen Männern zu geben. Für Jungs Anfang 20 gelten Männer jenseits der 30 bereits oft als uralt. Dabei wird es zukünftig mehr ältere, schwule Männer geben. Mit meiner Kampagne möchte ich die verschiedenen Generationen wieder etwas näher zusammenbringen. Warum sollten die jungen schwulen Männer, die zu Recht ihre Freiheiten genießen und z.B. auf dem CSD feiern, nicht auch den Älteren danken, die das erst ermöglicht haben? Danach können wir ja immer noch zusammen weiterfeiern.
Auch wir von ICH WEISS WAS ICH TU haben diesen Sommer ja eine neue Kampagne. Du hast ja sicher schon von SAFER SEX 3.0 gehört. Wie stehst Du zu diesem Thema?
Also ich stelle immer wieder fest, wie wenig viele in der Community erst wissen. Okay, PrEP kommt gerade immer mehr in der Community an. Aber zu Schutz durch Therapie hör ich noch immer wieder: „Hä, das gibt’s? Was ist das genau?“ Und deswegen finde ich es echt gut, dass Ihr jetzt klar sagt: ‚Hey Leute, alle drei Methoden, also Kondom, PrEP und Schutz durch Therapie schützen wirksam vor HIV.‘
Auch ich selbst kläre seit langem die Leute über alle drei Safer Sex-Methoden auf. Übrigens finde ich Videos auf Youtube besonders klasse, wo schwule Männer ganz entspannt die drei Methoden vorstellen und erklären, warum sie das Kondom, PrEP oder Schutz durch Therapie nutzen. Das finde ich eine tolle Sache.
Und welche Rolle spielt Safer Sex in Deinem Leben?
Für mich selbst ist das Thema momentan nicht aktuell, da ich seit 5 Monaten einen Partner habe. Da muss ich mir keine Gedanken machen, über Sex mit andern Männern. Zumindest noch nicht. Ich hoffe, er kommt auch nicht auf die Idee. (lacht) Aber wer weiß, was dann passiert?
Das heißt auch, dass Dein Freund und Du dann zu Beginn Eurer Beziehung erstmal zum HIV-Check gegangen seid?
Na ja also erstmal haben wir von Anfang an über alles sehr offen geredet. Auch über Testen und so. Mein Freund selbst ist bei einer Aidshilfe vor Ort engagiert und arbeitet dort auch in einem Testprojekt. Deshalb war es für uns selbstverständlich, uns testen zu lassen.
Lieber Enrique, vielen Dank für dieses Interview und Deinen Besuch bei der DAH!
Ich danke Euch!
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