Die Geschichte des Begriffs „Intersektionalität“ beginnt in den 1980er Jahren. Ende dieses Jahrzehnts sah sich die afro-amerikanische Rechtswissenschaftlerin Kimberlé Crenshaw Rechtssprechungen nach Diskriminierungsklagen vor Gericht an. Dabei bemerkte sie, dass das Rechtssystem einige Lücken aufwies. Als beispielhaft gilt hier wohl der Fall DeGraffenreid v. General Motors. Der Autohersteller General Motors hatte Ende der 70er Jahre fast alle Schwarzen Arbeiterinnen entlassen. Daraufhin wurde General Motors verklagt. Der Vorwurf: Das Unternehmen handele rassistisch und sexistisch.
Das Gericht erkannte die Diskriminierung nicht
Doch das Gericht entschied, dass es sich hier gar nicht um Rassismus handeln kann: Denn schließlich arbeiteten bei der Firma noch immer Schwarze Männer. Auch um Sexismus könnte es sich laut Gericht nicht handeln. Immerhin arbeiteten noch immer viele Frauen in dem Betrieb: weiße Frauen. Das Gericht betrachtete Rassismus und Sexismus als getrennte Phänomene.
Kimberlé Crenshaw kritisierte, dass Rassismus und Sexismus nicht getrennt voneinander betrachtet werden können. Vielmehr verschränken sich die beiden Diskriminierungsformen hier. Diese Verschränkung nannte sie „Intersektionalität“. Der Begriff kommt vom englischen Wort „intersections“, was so viel wie „Überkreuzungen“ bedeutet. Und damit zeigt sich, wie Intersektionalität oft missverstanden wird: Es handelt sich eben nicht um eine bloße Addierung von Sexismus und Rassismus. Vielmehr entseht bei dieser Überkreuzung eine ganz neue Form der Diskriminierung. Das heißt, dass diese Schwarzen Frauen Erfahrungen gemacht haben, die weder Schwarze Männer, noch weiße Frauen erleben.
Intersektionalität ist keine Addition von Diskriminierung
Das gleiche gilt natürlich auch für die Vielfalt schwuler, bisexueller und anderer Männer, die Sex mit Männern haben. Ein Schwarzer schwuler Mann macht Erfahrungen, die weiße schwule Männer nicht machen. Ebenso macht er Erfahrungen, die Schwarze heterosexuelle Männer nicht haben. Genau so macht ein schwuler trans* Mann Erfahrungen, die weder heterosexuelle trans* Männer, noch schwule cis Männer machen. Und ähnlich macht ein schwuler Mann, der einen Rollstuhl benutzt, Diskriminierungserfahrungen, die weder nicht-behinderte schwule Männer machen, noch behinderte heterosexuelle Männer.
Das ist mit dem Konzept der Intersektionalität gemeint. Er fordert dabei, dass der Blick für Diskriminierungsmechanismen verschärft wird und mehr im Detail hingeschaut wird. Sonst läuft man wiederum Gefahr, Diskriminierung nicht als solche zu erkennen. So wie das vor Gericht bei General Motors der Fall war. Kimberlé Crenshaw selbst meinte dazu: