Heiße Eisen, warmes Herz

Fabelhaft: „Das verrückte Liebesleben des Simon Eskenazy“ in der Gay-Filmnacht

Bei der Gay-Filmnacht unseres Partners Salzgeber gibt es jeden Monat in zahlreichen Städten einen neuen schwulen Film vom Feinsten. Den Anfang in 2011 macht „Das verrückte Liebesleben des Simon Eskenazy“ , eine jüdisch-schwule Komödie aus Paris. Fabelhaft!  

Simon und Naim, die schönste Transe der Stadt

Eigentlich ist „Das verrückte Liebesleben des Simon Eskenazy“ eine Fortsetzungsgeschichte: Regisseur und Drehbuchautor Jean-Jacques Zilbermann ließ Simon schon 1998 in „Männer sind auch nur Frauen“ auftreten. Darin heiratete und schwängerte Simon – mehr oder weniger aus Versehen – die streng religiöse Rosalie, nur um kurz darauf endlich ganz zu verstehen, dass er sexuell nur an Männern interessiert ist. Aus Rache verwehrte Rosalie ihm den Kontakt zum gemeinsamen Kind, verließ Frankreich und Simon wurde trotzdem glücklich.  

Eine jüdisch-schwule Komödie mit Klarinetteneinsatz, im Herkunftsland Frankreich ein großer Kritiker- und Publikumserfolg, gefeiert rund um den Globus auf Festivals – wann würde es so was noch einmal geben?  

Zwölf Jahre später ist es soweit: Simon is back. Die Verhältnisse sind nun andere, aber deswegen nicht weniger kompliziert: Rosalie lädt Simon zu ihrer zweiten Hochzeit nach New York ein. Dort versucht er vorsichtig, sich seinem Sohn zu nähern, der davon alles andere als begeistert ist. 

Jüdisch-schwule Komödie mit Klarinetteneinsatz: Simon is back!

Als Simon nach der Hochzeit wieder in Paris ankommt, hat sich seine Mutter Bella die Hüfte gebrochen und will in Simons Wohnung gesunden, was sogleich dazu führt, dass sich das Auschwitz-Komitee in seinem Wohnzimmer versammelt. Es folgt ein intimer Feldzug Bellas gegen die von ihrem Sohn angeheuerte und von ihr gehasste Krankenschwester. Das alles stört Simons Liebesleben über alle Maßen, denn eigentlich war er gerade damit beschäftigt, den schüchternen Philosophiestudenten Rafael davon zu überzeugen, für ihn seine Frau zu verlassen. 

Dazu kommt es nicht, weil Simon eines Morgens erkennen muss, wie langweilig sein Leben mit Rafael wäre. Das liegt vor allem an Naim, der schönsten Transe der Stadt, neben der unser Held am 14. Juli überrascht aufwacht. Naim nimmt Simon mit einem zarten Ruck die Zügel seines Lebens aus der Hand und sorgt in der nächsten Filmstunde für einige der schönsten Dialoge und Geschlechterwirrnisse der Neuzeit. So wird Naim beispielsweise Bellas neue Krankenschwester und repariert der alten Dame erst die Haare und dann das Leben. Zugleich taucht unvermittelt Rosalie mit Familie – inklusive Simons Sohn – in Paris auf. Zum Schluss werden alle Beteiligten modern glücklich und das Publikum ist froh, dabei gewesen zu sein.    

Dani Levys „Alles auf Zucker“ aus dem Jahr 2004 nimmt sich im Vergleich zu „Das verrückte Liebesleben des Simon Eskenazy“ fast bescheiden aus, wenn es darum geht, Stoff für Comedy aus dem Kulturen-Clash „Jüdische Tradition versus Moderne“ zu schlagen. Jaques Zilbermanns neuer Streich zeigt auf wunderbare Art, wie man als Regisseur viele heiße Eisen anpacken kann, um damit per Komödie die Herzen des Publikums zu wärmen.

Das verrückte Liebesleben des Simon Eskenazy, Frankreich 2009, OmU

Der Film läuft am Montag, dem 17. und Freitag, dem 21. Januar in der Gay-Filmnacht in vielen Kinos in ganz Deutschland. Genaue Termine und weitere Infos: http://gay-filmnacht.de

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