Bei der Gay-Filmnacht unseres Partners Edition Salzgeber gibt es jeden Monat in zahlreichen Städten einen schwulen Film vom Feinsten. Im Oktober ist das die große Berliner Schule: Corinna Harfouch und Nico Rogner spielen in Jan Krügers „Auf der Suche“ ein ungleiches Paar
Wie immer weiß Mama es vor allen anderen: Mit ihrem Kind stimmt etwas nicht. Deswegen macht sich Valerie (Corinna Harfouch) auf nach Marseille, wo Simon zuletzt gelebt hat und von wo aus er sich nun nicht mehr bei ihr meldet. Um die eigene Furcht und die Wissenslücken über Simons aktuelles Leben aufzufüllen, bittet sie seinen Exfreund Jens (Nico Rogner), sie auf der Suche nach ihrem Sohn zu begleiten. Die beiden fahren los, ins Blaue, ohne genau zu wissen wohin oder weshalb. Was sie finden sind Spuren eines ihnen unbekannten Lebens: eine hübsche blonde Geliebte, ein gelbes Auto, einen hübschen dunkelhaarigen Autoverkäufer und eine ganze Reihe von Vermutungen. Was sie nicht finden ist Simon. Als sie auf ihn stoßen, ist nichts mehr wie es war.
Jan Krüger hat sich mal getraut: Der für seine Arbeiten mit unbekannten Schauspielern mehrfach ausgezeichnete Drehbuchautor und Regisseur gönnt sich und seinem Publikum in seinem neuen Film „Auf der Suche“ einen großen Star, Corinna Harfouch. Und die macht etwas Bemerkenswertes mit dem Freiraum, den Krüger allen seinen Schauspielern lässt. Sie zieht sich in sich selbst zurück – und ist ganz richtig da.
Denn auch ihre Figur ist eher eine die zuhört und fragt als zu reden und zu antworten. Valeries Bewegungen sind für eine Weile so eckig wie ihre Gedanken. Dem gegenüber hat Krüger mit Nico Rogner als Jens mal wieder jemanden gefunden, der eine physische Präsenz mitbringt, die die kargen Bilder die sein Regisseur ihm baut – und Valeries verunglückte Gesprächsversuche – allein durch seine Körperlichkeit hübsch aufzuheben vermag: nicht nur schön, schön kompliziert macht es sich Jens – und damit auch dem Zuschauer.
„Auf der Suche“ gehört zu einer Gattung Film, die Cineasten im Moment gern als „Berliner Schule“ bezeichnen und in der viele die Zukunft des deutschen Kinos sehen: realistische, handwerklich einfache Filme mit großartigen Schauspielern, die mehr Fragen als Antworten für den Zuschauer bereithalten. Gutes, kluges Kino also. Wer das sehen will, hat heute und am Freitag in der „Gay Filmnacht“ Gelegenheit dazu. Hingehen. Es lohnt sich.
Paul Schulz
“Auf der Suche” (Frankreich/Bundesrepublik Deutschland 2011) läuft am 17. und 21. Oktober in der Gay-Filmnacht in vielen Kinos in ganz Deutschland und ab dem 10. November in vielen anderen Kinos im Bundesgebiet. Genaue Termine und weitere Infos: http://gay-filmnacht.de
Trailer von: „Auf der Suche“