Von Escorts, Strichern und Jungs, die anschaffen gehen – Einblicke in eine (ziemlich) unbekannte Szene

Sex4Cash findet nicht immer im Bett oder in einer Wohnung statt. (Foto: Fotolia)

Manuel Hurschmann ist Diplom-Sozialpädagoge und leitet das Stricherprojekt „Nachtfalke“ der Essener Aidshilfe. Er erzählt uns von den vielfältigen Gründen, warum Männer käuflichen Sex anbieten sowie von den Arbeitsbedingungen der Anbieter, die sehr unterschiedlich sein können.

Sex4Cash findet nicht immer im Bett oder in einer Wohnung statt. (Foto: Fotolia)
Sex4Cash findet nicht immer im Bett oder in einer Wohnung statt. (Foto: Fotolia)

Wenn es darum geht, dass sich Menschen prostituieren, reagieren viele mit Gefühlen, wie Befangenheit und Ablehnung. Dass es aber auch ein anerkannter Beruf ist, vergessen viele – auch wenn sicherlich nicht jeder Anbieter diese Möglichkeit für sich nutzt. Und genauso wie bei jedem anderen Beruf auch, gibt es eine Vielzahl von höchst individuellen Motiven, die einen Mann dazu bewegen, in der Sexarbeit tätig zu werden. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings nicht, dass auch jeder Anbieter den käuflichen Sex zu seinem Beruf erklärt. Denn es gibt viele, die darin nur eine Form der Überlebensstrategie sehen oder es als Möglichkeit zur Verbesserung ihrer Lebenssituation definieren. Es wird also deutlich, dass es sich beim Thema käuflicher Sex um ein breites Spektrum handelt, das ich nachfolgend darzustellen versuche.

Der wohl häufigste Ort der Anbahnung ist das Internet. Hierfür braucht es allerdings zwei Voraussetzungen, die erst einmal simpel klingen: Den Zugang zum Netz und die Fähigkeit zur schriftlichen Kommunikation. In einigen Fällen übernehmen aber auch andere die Kommunikation mit dem Kunden, das ist zum Beispiel der Fall, wenn in einer Agentur gearbeitet wird. Manche Agenturen funktionieren wie ein Bordell und haben eigene Zimmer, andere besuchen ihre Kunden nur im Hotel beziehungsweise zuhause. Wer dort arbeitet, macht das schon recht professionell und eher auch regelmäßig.

Bei den sogenannten Gelegenheitsprostituierten ist das – wie der Name schon sagt – weniger der Fall. Sie nutzen entweder ihr normales User-Profil auf den blauen Seiten oder haben ein Escortprofil, reagieren auf Anfragen von Kunden oder schreiben selber welche an. Sie nutzen das oft, um sich etwas dazu zu verdienen. Das so verdiente Geld wird für vielfältige Zwecke genutzt: das reicht vom Kauf von Suchtmitteln, geht über das Anschaffen der neuesten Designerklamotte und geht bis hin zur Optimierung des BAföG.

Prostitution ist in Deutschland legal. (Foto: Fotolia)
Prostitution ist in Deutschland legal. (Foto: Fotolia)

Und natürlich gibt es eine Vielzahl von sehr professionell arbeitenden Anbietern, die sich nie als Stricher, sondern immer als Escort bezeichnen würden und nicht an eine Agentur angebunden sind. Einige sind haupt- andere nebenberuflich tätig. Sie verfügen in der Regel ebenfalls über ein entsprechendes „Anbahnungs-Profil“. Unter ihnen findet man auch oft Anbieter im fortgeschrittenen Alter. Gerade die älteren Anbieter spezialisieren sich häufig auf spezifische Sexpraktiken. Manche bezeichnen genau das als ihren Traumberuf. Sie arbeiten entweder in eigenen Studios oder suchen die Kunden zuhause beziehungsweise im Hotel auf. Professionalisierung kann soweit reichen, die eigene Steuernummer in seinem Profiltext anzugeben. Ein professioneller Escort zeichnet sich dadurch aus, dass er sehr genaue Vorstellungen vom Umfang und den Grenzen seiner Angebote hat – eben das, was eine echte Dienstleistung ausmacht.

Es gibt aber auch noch eine andere Seite beim käuflichen Sex: die Armutsprostitution. Mehr dazu im nächsten Blogbeitrag, in den kommenden Tagen.

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