Männer wie Du und Ich, das sind Menschen, die in den Videos und den aktuellen Anzeigen der Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU zu Wort kommen. Hier erzählen sie aus ihrem Leben mit HIV und erlauben einen nahen, persönlichen Eindruck. So verschieden ihr Alltag ist und so unterschiedlich ihre Erfahrungen, spurlos vorübergegangen ist die Diagnose „positiv“ an niemandem. Auch berichten viele von Stigmatisierung und Diskriminierung, die mit dem Bekanntwerden ihrer Infektion einherging.
Ian weiß seit einem Jahr von seinem positiven Serostatus. Für ihn als in der HIV-Prävention tätigen Ehrenamtler waren die Reaktionen der anderen von Vorwürfen geprägt – „warum hast gerade Du Dich infiziert?“ Schuldig fühlt er sich aber deshalb nicht. Marcel hingegen machte sich viele Vorwürfe, hat sich fast selbst gehasst, nachdem der Test positiv ausgefallen war. Akzeptieren konnte er sich selbst erst wieder, nachdem er sich und seinen Körper noch einmal neu kennen lernte. Erst danach war es für ihn wieder möglich, Sex zu haben. Schuld und Schuldzuweisungen, das sind Themen, die auch andere Menschen, die mit HIV leben, kennen.
Der Verlust des Arbeitsplatzes wie bei René sowie das Abwenden von Freunden oder auch Mobbing im Sportverein, wie Andreas es erlebt hat, diese Erfahrungen zeugen davon, dass mit HIV eben (noch) nicht umgegangen wird wie mit anderen Krankheiten. Die Angst vor Ausgrenzung führte oder führt bei vielen dazu, nicht offen über HIV reden zu können.
Mit unschönen Erlebnissen sind die in den Videos zu Wort kommenden Männer nicht allein. HIV-bezogene Stigmatisierung und Diskriminierung findet immer noch statt – auch in der schwulen Community. Was ist Dir begegnet? An welchen Stellen, auf welche Art und Weise und wie oft wirst Du damit konfrontiert? Oder spielt sich manches auch nur in deinem eigenen Kopf ab?
Diesen Fragen geht das Projekt „positive stimmen“ www.positive-stimmen.de auf den Grund. Es dokumentiert die Erfahrungen von Menschen, die mit HIV in Deutschland leben. Dies geschieht anhand von Interviews, die ausschließlich von selbst HIV-positiven Menschen durchgeführt werden. Anhand eines Fragebogens wird erfasst, ob und welche Art von Diskriminierung erlebt wird, ob und wie Menschen sie persönlich verarbeiten. Ein Beispiel: Es geht nicht nur darum, ob Sozialarbeiter/innen HIV-Positive genauso behandeln wie nicht infizierte Menschen, sondern darum, ob diese auch das Gefühl haben, gleich behandelt zu werden. Denn: Die persönliche Wahrnehmung hat Einfluss auf das eigene Lebensgefühl. Was also macht der Umgang der Gesellschaft mit HIV und Aids mit den Menschen, die mit HIV leben? Und wie wirkt sich dieser Umgang auf die eigene Perspektive, auf das Leben mit HIV aus? Inwiefern werden gesellschaftliche Bilder und damit auch Stigmatisierung verinnerlicht?
Die Ergebnisse der Erhebung sollen aufzeigen, wo (mehr) entstigmatisierende Maßnahmen notwendig sind. Sie werden nach Abschluss des Projekts im Sommer 2012 in die Öffentlichkeit getragen. Die Auswertung ist umso stichhaltiger, je mehr Menschen mit HIV an der Befragung teilnehmen.
In Deutschland sind 2/3 aller Menschen mit HIV Männer, die Sex mit Männern haben. Deshalb: Sei dabei, lass Dich interviewen, sag es weiter. Mehr unter: www.positive-stimmen.de
Positive Stimmen ist Teil des internationalen HIV Stigma-Index, mehr dazu unter: www.stigmaindex.org
Hier geht’s zum Film dazu: www.positive-stimmen.de/content/trailer-video-positive-stimmen
(Carmen Vallero)