Rechnen für die Forschung: Mit dem PC gegen HIV

Bei „Fight Aids @Home“ kann jeder mit seinem Privat-PC die HIV-Forschung unterstützen

Das Projekt„FightAids@Home“ unterstützt die HIV-Forschung, indem es umfangreiche Rechenaufgaben auf Privat-PCs verteilt. So kann jeder etwas zur Entwicklung neuer Medikamente beitragen  

Foto: Harald Wanetschka/pixelio.de

Die blauen Seiten sind aus dem Leben vieler schwuler Männer nicht mehr wegzudenken – aber für den Computer sind sie eine echte Unterforderung. Das bisschen Gucken und Chatten lastet einen Prozessor im Jahr 2010 nicht aus. Was läge da näher, als den PC nebenbei noch ein paar sinnvolle Aufgaben erledigen zu lassen?

Er könnte zum Beispiel helfen, neue Medikamente gegen HIV zu erfinden. „FightAids@Home“ heißt ein Projekt, bei dem Wissenschaftler für aufwändige Berechnungen Rechner in Privathaushalten nutzen. Unabhängige Forschungseinrichtungen verfügen nämlich oft nicht über die nötigen Kapazitäten für ihre Projekte. Die Lösung: Die gigantischen Rechenaufgaben werden einfach von möglichst vielen Computern gemeinsam erledigt. „Distributed Computing“ nennt man das, zu Deutsch: verteilte Datenverarbeitung.

Mitmachen kann jeder PC-Besitzer, der über einen Internetzugang verfügt. Wer die nötige Software herunterlädt und sich registriert, bekommt regelmäßig  Datenpakete von „FightAids@Home“ auf den heimnischen Computer geschickt. Der bearbeitet diese immer dann, wenn der Prozessor gerade nicht besonders gefordert ist – es werden also keine anderen Vorgänge verlangsamt. Sind die Berechnungen abgeschlossen, wird das Datenpaket automatisch gegen ein neues ausgetauscht.

100.000 Privatrechner sind auf diese Weise schon für die HIV-Forschung im Einsatz. Mit vereinten Kräften vollbringen sie enorme Kalkulationsleistungen, die selbst teure Superrechner nur mit Mühe stemmen. Im Gegenzug garantiert „FightAids@Home“, dass nur gemeinnützige, firmenunabhängige Forschungsarbeiten auf den beteiligten PCs ablaufen. Auf der Website des Netzwerks kann sich jeder laufend informieren, was gerade erforscht wird. Und keine Sorge: „FightAids@Home“ greift nicht auf private Daten zu, sondern übermittelt nur die eigenen Datenpakete. Wird die Internetverbindung getrennt oder der Rechner abgeschaltet, ruht auch die Kalkulationssoftware.  

Nix für zu Hause: So sahen Rechenmaschinen früher aus. Foto: Kathrin Antrak/pixelio.de

Ins Leben gerufen wurde das Projekt 2002 von den US-Forschungseinrichtungen Olson Laboratory und Scripps Research Institute, seit 2005 ist es Teil des World Community Grid, ein von IBM unterstützter Zusammenschluss von Distributed-Computing-Netzwerken. Die dienen vor allem dazu, im Computer die Anlagerung von Wirkstoffen an Viren zu simulieren. Anhand der durchgespielten Kombinationsmöglichkeiten treffen die Forscher eine Vorauswahl von Molekülen, die möglicherweise für Medikamente geeignet sind, weil sie sich an bestimmte Bestandteile des HIV-Virus binden können. So müssen die Wissenschaftler nicht mehr jedes Molekül experimentell im Labor prüfen. Das spart Zeit und Geld.

Eine aktuelle Rechenaufgabe bei „FightAids@Home“: In der DNA zweier mutierter HIV-Viren soll eine Stelle ausfindig gemacht werden, auf die ein bestimmtes Medikament, ein so genannter Integrase-Hemmer, wirken könnte. Dafür werden die Daten des Virus mit der Moleküldatenbank des Nationalen Krebs-Instituts der USA abgeglichen. 315.000 Stoffe wollen durchgerechnet sein, während der PC- Besitzer sich ungestört mit den rund 356.000 Usern beschäftigen kann, die derzeit in Deutschland bei Gayromeo gemeldet sind.

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