„Vorurteile gegenüber Menschen mit #HIV beeinträchtigen mein Leben“
Auf die Hälfte der Menschen mit HIV, die bei der Studie „positive stimmen 2.0“ befragt wurden, trifft diese Aussage zu. Heute haben wir die Ergebnisse des partizipativen Forschungsprojekts vorgestellt. Deutlich wird, dass Leben und Alltag von Menschen mit HIV viel mehr von Diskriminierungserfahrungen eingeschränkt werden als von den gesundheitlichen Aspekten der Infektion. Fazit: Ein gutes Leben mit HIV ist medizinisch möglich – der gesellschaftliche Umgang hinkt hinterher.
Weitere Infos, die Ergebnisse und darauf aufbauende Handlungsempfehlungen findet ihr auf
www.positive-stimmen.de
Die Pressemitteilung findet ihr unter https://www.aidshilfe.de/…/leben-hiv-heute-vorurteile…
Menschen mit HIV sind häufig von Stigmatisierung und Diskriminierung betroffen.
Bei ihnen kann die wahrgenommene und verinnerlichte Stigmatisierung sowie die erlebte Diskriminierung zu erheblichen Auswirkungen in Bezug auf die Lebensqualität und Gesundheit führen – die Ergebnisse von „positive stimmen 2.0“ untermauern dies.
Stigmatisierung und Diskriminierung
Gleichzeitig stellt Stigmatisierung das größte Hindernis für die HIV- Prävention dar. Denn (befürchtete) Ausgrenzung und stigmabedingte Krankheitstheorien (bspw. Annahmen über sogenannte Risikogruppen
und Übertragungswege) wirken sich zum einen auf die Bereitschaft aus, sich auf HIV testen zu lassen und zum anderen wird der HIV-Test Personen, denen kein Risiko zugeschrieben wird – insbesondere Frauen
über 40 Jahre – nicht aktiv angeboten. Somit tragen Stigmatisierung und Diskriminierung dazu bei, dass auch heute noch in Deutschland ca. 1/ 3 der HIV-Infektionen erst in einem späten Stadium festgestellt werden und die Menschen hierdurch deutliche gesundheitliche Nachteile in Kauf nehmen müssen, da sie nicht von einer rechtzeitigen HIV -Therapie profitieren können.
Intersektionale Aspekte
Intersektionale Aspekte spielen auch in Bezug auf HIV eine große Rolle. Von Beginn an wurde HIV zu einer Infektion der „Anderen“ gemacht. So wird HIV – unabhängig von statistischen Tatsachen – vor allem Gruppen zugeschrieben, die auch schon vor Beginn der HIV-Pandemie stigmatisierte Gruppen waren wie „promiskuitive“ schwule Männer, Sexarbeiter*innen, Drogengebrauchende oder Schwarze Menschen. Zudem erleben viele Menschen mit HIV Stigmatisie-
rung nicht nur aufgrund ihrer HIV-Infektion, sondern auch aufgrund anderer Stigmatisierungsmerkmale, z. B. als schwuler Mann, als trans*-Person, als Black or Person of Color, als Frau, drogengebrauchende
Person oder Sexarbeiter*in.
Diese Stigmata überlagern sich nicht nur, indem sie zu „mehr“ Stigma-
tisierung und Diskriminierung führen, sondern sie sind miteinander verwoben und führen zu spezifischen Stigmatisierungserfahrungen und Benachteiligungen. So unterscheidet sich das Leben eines HIV-positiven schwulen jungen cis-Mannes, der aus der Mittelschicht kommt und einen Hochschulabschluss hat, möglicherweise weniger von dem eines
HIV- negativen Mannes, während eine HIV-positive Schwarze Frau ohne Aufenthaltsgenehmigung und Krankenversicherung wahrscheinlich Schwierigkeiten haben wird, an die lebenswichtigen Medikamente zu kommen und für ihre Gesundheit zu sorgen.