Um sexuell übertragbare Infektionen (STI) geht’s auf dem STI-Kongress in Berlin, der am 19. Juni 2014 unter dem Titel „Sexuelle Gesundheit gemeinsam gestalten“ gestartet ist. ICH WEISS WAS ICH TU hat das Thema daher auch auf der Tagesordnung: Wir haben mit Armin Schafberger, DAH-Referent Medizin & Gesundheitspolitik gesprochen, der uns im Kurz-Interview den sperrigen Begriff „STI“ erklärt, sich zum Thema Verbreitung äußert und Tipps gibt. Weitere Informationen unter https://www.iwwit.de/wissenscenter/sti/sti
Warum sprechen wir von sexuell übertragbaren Infektionen, also STI, und nicht einfach von „Geschlechtskrankheiten“?
Armin Schaftberger: Ich trauere dem alten Begriff der Geschlechtskrankheiten ein wenig nach. Denn da wusste jeder sofort, worum es geht. Dass wir heutzutage von STI sprechen hat mehrere Gründe. Zum einen ist man bemüht gewesen, international einen gleichen oder zumindest ähnlichen Begriff zu prägen. Zum anderen schränkt das Wort „Geschlecht“ bei den Geschlechtskrankheiten auch den Blick ein, denn man hat ja auch mit anderen Körperteilen Sex. Darüber hinaus können Infektionen eben nicht nur am Schwanz sein. Bei einer Syphilis kann man beispielsweise Hautausschlag am ganzen Körper bekommen. Oder Gonokokken, die zur Entstehung eines Tripper führen, können auch im Rachen zu finden sein. Aber unter uns: Im nicht-offiziellen Rahmen rede ich eher von Geschlechtskrankheiten. Das machen viele meiner Kollegen übrigens auch. Manche von ihnen können nicht einmal das Kürzel STI erklären.
Warum hat man das Gefühl, dass Schwule in letzter Zeit mehr sexuell übertragbare Infektionen haben?
Bei der Syphilis ist das so, definitiv. Da sehen wir in den letzten Jahren einen Anstieg. Aber bei den anderen STI ist die Frage ist eigentlich so nicht zu beantworten, da Tripper oder Chlamydien zum Beispiel ja nicht dem Robert-Koch-Institut, dem Bundesinstitut für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten, gemeldet werden müssen. Ich sehe vielmehr, dass schwule Männer und auch behandelnde Ärzte viel sensibler sind, was das Thema angeht. Heute wird halt eher mal ein Abstrich am Arsch oder im Hals gemacht und Schwule fragen ihren Arzt direkt nach STI-Untersuchungen. Dazu hat sicherlich auch die verstärkte Aufklärungsarbeit unter anderem von ICH WEISS WAS ICH TU beigetragen. Dass das nicht falsch gewesen sein kann, zeigt ein Blick auf die Bundeszentale für gesundheitliche Aufklärung, die in ihren Kampagnen ja auch nicht nur über HIV sondern auch über STI informieren.
Dein Tipp: Wann sollte man zum Arzt gehen?
Die erste klare Botschaft lautet: Wenn es am Schwanz juckt oder brennt, wenn es tropft, wenn man einen Aufschlag hat, oder wenn an der Haut oder Schleimhaut etwas ist, was da nicht hingehört, geh zum Arzt. Eine Eigendiagnose mit einem Bildband neben sich, klappt einfach nicht.
Außerdem gilt, dass jeder der Sex hat, sich einmal im Jahr auf STI untersuchen lassen sollte. Und wer mehr als zehn Sexpartner hat, sollte sich zweimal im Jahr checken lassen. Denn das Fiese bei sexuell übertragbaren Infektionen ist, dass man sie nicht merken muss; sie können symptomlos verlaufen – sind aber trotzdem da. Daher sind regelmäßige Untersuchungen für sexuell Aktive einfach wichtig. Und dass das Bewusstsein hierfür gestiegen ist, beobachte ich seit einiger Zeit. Das Wichtigste ist und bleibt aber, dass man den Spaß am Sex nicht verlieren soll. Denn STIs lassen sich behandeln. Und dann sind sie weg. Das gilt leider nicht für HIV aber für die anderen Geschlechtskrankheiten …