Die deutschen Schwulen sind spitze bei Online-Umfragen und wissen gut über HIV Bescheid, aber ihre sexuelle Zufriedenheit ist ausbaufähig. Das sind die ersten Ergebnisse von EMIS, der größten Befragung schwuler Männer aller Zeiten. Außerdem: unsere Lieblingsmänner
Die Wissenschaft ist auch nicht mehr, was sie mal war. Jedenfalls nicht, wenn es um die Erforschung von Sex unter Männern geht. Als im Sommer unter dem Namen EMIS die größte Befragung schwuler und bisexueller Männer aller Zeiten startete, lautete der deutsche Slogan „Auf die Größe kommt es an!“. Und die letzte Frage: „Wer ist der heißeste Mann auf dem Planeten?“
Den Grund teilen die Forscher jetzt in einem ersten „Community-Report“ zu den Ergebnissen mit: „Das EMIS-Team wertschätzt Liebe und Sex zwischen Männern.“
Diese Haltung wurde belohnt: 180.000 Männer aus ganz Europa füllten den EMIS-Fragebogen online aus. Das ist tatsächlich Weltrekord. Die Forscher können so differenzierte Erkenntnisse gewinnen: über das Sexleben schwuler Männer sowie ihr Wissen und Verhalten bezüglich HIV und anderen sexuell übertragbare Infektionen.
„Vielen Dank: Du und 180.000 weitere Männer wart Teil von etwas Großem …“
Das EMIS-Team bedankt sich darum sehr herzlich bei allen, die mitgemacht und die Untersuchung unterstützt haben: „Ihr wart Teil von etwas Großem!“
Platz 1 bei den Teilnehmerzahlen belegen die deutschen Männer: 55.992 füllten den Online-Fragebogen aus. Der Fairness halber sei aber erwähnt: Die Slowenier haben in Relation zur Einwohnerzahl mit 1.036 Teilnehmern die gleiche Spitzenleistung erbracht.
Während im Robert-Koch-Institut und bei den anderen europäischen EMIS-Partnern noch die Rechner und Köpfe qualmen, um die immensen Datenmengen gründlich auszuwerten, geben die Macher der Studie im Community-Report 1 schon erste Ergebnisse bekannt.
- 64,5% der deutschen Befragten leben offen schwul. Ein guter Wert, aber kein Spitzenplatz. Den höchsten Wert haben hier die Niederlande (81%).
- 61,6% der Befragten gaben an, dass sie mit ihrem Sexleben zufrieden sind. Damit belegt Deutschland den zehnten Platz in Europa. Vor uns liegen unter anderem unsere Nachbarländer Österreich, Schweiz, Frankreich, Italien und die Niederlande. (Zugegeben, das klingt jetzt ein wenig nach Eurovision Song Contest. Aber warum auch nicht.)
- Generell gilt: In Ländern, wo viele Männer offen schwul leben, wird auch der Sex als besser empfunden!
- Der Wissensstand zu HIV ist erfreulich hoch – in Deutschland wie auch insgesamt. 95,8 % der Deutschen wussten die wichtigsten Fakten.
Ebenfalls hoch ist das Wissen um den Nutzen des HIV-Tests – nur wer seinen Status kennt, kann rechtzeitig mit einer Behandlung beginnen. - In Deutschland hatten 33,8% der Befragten in den letzten 12 Monaten einen HIV-Test gemacht. Das entspricht in etwa dem europäischen Durchschnitt.
- 8% der Befragten in Deutschland gaben an, HIV-positiv zu sein. Das spiegelt aber nicht unbedingt die reale Zahl der HIV-Positiven in Deutschland wieder, denn die Studie ist nicht repräsentativ.
- In osteuropäischen Ländern leben sehr viel mehr HIV-positive Männer, die Sex mit Männern haben, als die offiziellen Statistiken ausweisen. Wie viele genau lässt sich allerdings nicht mit Sicherheit sagen.
Und wer ist nun der „heißeste Mann auf dem Planeten?“ Die häufigste Antwort bei EMIS: „Mein Freund“. Platz 2: „Ich“. Ein tolles Ergebnis, zeugt es doch von großer Zufriedenheit in der Partnerschaft und hohem Selbstbewusstsein. Brad Pitt schaffte da nur Bronze. Das EMIS-Team folgert hoch wissenschaftlich: „Du und dein Freund – ihr seid beide heißer als Brad Pitt!“
Hier die gesamte Hitliste:
- Mein Freund
- Ich
- Brad Pitt
- Cristiano Ronaldo
- David Beckham
- Ricky Martin
- George Clooney
- Hugh Jackman
- Jake Gyllenhaal
- Zac Efron
- Jude Law
- Johnny Depp
Zum heißesten Deutschen wurde Lukas Podolski gewählt. Weitere Lieblinge (inklusive dem beliebtesten Balletttänzer, Designer, Fußballer, Politiker, Pornostar und so weiter) und viele andere aufschlussreiche Informationen stehen im Community-Report 1 (PDF). Teil 2 folgt voraussichtlich im Frühjahr, die Abschlussauswertung im Herbst 2011.
(Holger Wicht)