Erst will der Arzt nicht mitspielen beim gründlichen Check gegen sexuell übertragbare Unannehmlichkeiten. Doch dann läuft er sich warm.
Binsenweisheit: Man kriegt nicht immer so einfach, was man will.
Dass das beim Sex gilt, wusste ich schon. Dass es auch für Tests auf Infektionen gilt, die man sich beim Sex holen kann (wenn man Gelegenheit hat), ist mir relativ neu. Denn die will man ja nicht nur, die werden ja auch empfohlen.
Ich wusste bereits: Die Kasse zahlt nur, wenn’s juckt oder brennt oder wenn andere gute Gründe vorliegen, die zu erkennen man den Arzt durchaus motivieren kann. Dass man aber sogar Ärzte, die auf solche Tests spezialisiert sind, dazu überreden muss, sie durchzuführen, war mir neu.
Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Sagen wir mal so: Ein chronisches Hautleiden in einem sensiblen Bereich des Körpers – Familienerbstück, mal mehr, mal weniger lästig – hatte mich dazu veranlasst, einen Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten aufzusuchen. Seines Zeichens auch Proktologe, also zuständig für den Arsch.
Da die Deutsche AIDS-Hilfe schwulen Männern empfiehlt, sich regelmäßig auf sexuell übertragbare Infektionen checken zu lassen, dachte ich mir, ich könnte der Empfehlung ja bei dieser Gelegenheit gleich mal folgen. Hatte ich nämlich länger nicht gemacht.
Die Empfehlung lautet: Abstrich hinten auf jeden Fall, Abstrich vorne eigentlich nur bei Symptomen, da die unangenehm sein können. Außerdem testen lassen auf Syphilis. Bei entsprechenden Risiken auch auf Hepatitis C. Gegen Hepatitis A und B sollte man sich impfen lassen.
Der Abstrich hinten ist kein Problem. Aber dann. „Vorne bitte auch“, sage ich. Wenn schon denn schon. Ich will’s heute wissen!
„Och nöö, oder?“, nölt der Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten.
„Doch.“
„Na gut“, lenkt er ein. Er führt ein Stäbchen in meine Harnröhre ein, an dem sich vorne eine kleine Bürste befindet, die sich anfühlt wie Widerhaken. Er bewegt das Stäbchen hin und her. „Och nöö“, denke ich kurz, aber so schlimm ist es dann doch nicht.
„Ich würde dann gerne noch einen Bluttest auf Syphilis machen lassen“, sage ich.
Der Arzt hebt Kopf und Wimpern. „Aber dann haben Sie alles, ja?“
„Ich denke schon“, antworte ich eine Spur patzig und ziehe mich in die Umkleidekabine zurück. Ein Krankenpfleger soll mir danach in einem anderen Raum Blut abnehmen. Ich schlüpfe gerade in meine Jeans, als es an die Tür der Kabine klopft.
„Gegen Hepatitis A und B sind Sie geimpft?“, fragt der Arzt durch die Tür. Entweder habe ich ihn bei der Ehre gepackt, oder er stuft mich nun als jemanden ein, den man besser mal gründlich durchcheckt. „Wir könnten überprüfen, ob der Impfschutz noch ausreicht.“
Ich stimmte erfreut zu. Der Arzt erklärt, er würde nun den Laborauftrag ausfüllen, ich solle diesen gleich bei ihm abholen und damit dann zur Sprechstundenhilfe gehen, dann werde man mir Blut abnehmen.
Als ich kurz darauf in sein Behandlungszimmer trete, wedelt er strahlend mit einem gelben Zettel. „Ich habe Ihnen noch Hepatitis C mit draufgepackt!“
„Danke!“
„Wie sieht es mit HIV aus?“
„Im Moment kein Bedarf.“
Er nickt. „Na dann! Rufen Sie mich Mittwoch an wegen der Ergebnisse.“
Hab ich gemacht. War ein gutes Gespräch. Nächstes Jahr dann wieder. Dann kennt er mich ja schon.
Max Mohnwitz
Der Autor heißt eigentlich anders und ist Aidshilfe-Mitarbeiter