Grundsätzlich ist HIV relativ schwer übertragbar. Ein Infektionsrisiko besteht nur beim Kontakt von Wunden und Schleimhäuten mit infektiösen Körperflüssigkeiten.
Dadurch kann es zur Übertragung beim Sex kommen. Auch beim Teilen von Spritzen zum Konsum von Drogen besteht ein erhöhtes Risiko. Im Alltag gibt es dagegen keine Übertragungen.
Körperflüssigkeiten, die HIV in ansteckungsrelevanter Menge enthalten können, sind:
- Blut
- Sperma
- Flüssigkeitsfilm auf der Schleimhaut des Enddarms
- Flüssigkeit im Front-Hole (von trans*-Männern gewählte Bezeichnung)
Übertragung beim Sex
Am häufigsten wird HIV beim Geschlechtsverkehr weitergegeben, wenn keine der drei Safer Sex-Methoden angewendet wird. Da die Schleimhäute im Darm und im Front-Hole viele HI-Viren enthalten können, gibt es beim Ficken auch ein Risiko für den „aktiven“ (eindringenden) Partner.
Ein Übertragungsrisiko besteht auch dann, wenn nicht im Partner abgespritzt wird, nämlich über den intensiven Kontakt zwischen den Schleimhäuten von Penis und Enddarm oder Penis und Front-Hole.
Äußerst geringes Risiko beim Blasen
Beim Blasen ist das Risiko einer HIV-Infektion äußerst gering. Eine Übertragung ist nur möglich, wenn Sperma oder Blut mit einer großen Menge Viren mit dem Mund aufgenommen wird. Den Unterschied macht die Mundschleimhaut: Sie ist deutlich widerstandsfähiger gegen HIV als andere Schleimhäute.
Weltweit sind deshalb nur wenige Fälle bekannt, in denen es beim Oralsex durch Sperma oder Blut zu einer HIV-Infektion kam.
Keine HIV-Übertragung durch Lusttropfen
Bevor du beim Sex abspritzt, kann aus deinem Schwanz bereits eine kleine Menge Flüssigkeit austreten – auch Lusttropfen genannt. Keine Sorge: Durch den Lusttropfen kann HIV beim Oralsex nicht übertragen werden kann.
Geschlechtskrankheiten erhöhen HIV-Risiko
Andere Geschlechtskrankheiten erhöhen das HIV-Risiko: Durch entzündete Schleimhäute kann HIV leichter in den Körper hinein- oder aus dem Körper hinausgelangen. Zu den entzündeten Stellen wandern außerdem zusätzliche Immunzellen, die HIV direkt aufnehmen und an andere Zellen weitergeben können.
Bei Menschen mit HIV, die keine HIV-Medikamente einnehmen, enthalten entzündete Schleimhäute besonders viele HI-Viren.
Info
Bei ICH WEISS WAS ICH TU stehen schwule Männer im Mittelpunkt. Natürlich sind auch weitere Menschen und Gruppen von HIV betroffen. Hier können weitere Übertragungswege eine Rolle spielen. Eine vollständige Übersicht findest Du auf aidshilfe.de.
Die Behandlung schützt: HIV-Medikamente unterdrücken das Virus im Körper. HIV ist dann selbst beim Sex nicht übertragbar.
Entscheidend ist die Virenmenge
Das Risiko einer HIV-Übertragung ist erhöht, wenn sich besonders viele Viren im Blut und den Körperflüssigkeiten befinden. Das ist zum Beispiel in den ersten Wochen nach einer HIV-Infektion der Fall, weil sich das Virus dann besonders stark vermehrt.
Das Risiko ist viel geringer, wenn sich nur wenige Viren im Blut befinden, etwa wenn HIV-Medikamente die Vermehrung des Virus verhindern.
HIV-Medikamente unterdrücken die Vermehrung der HI-Viren im Körper sogar so weit, dass das Virus nach einiger Zeit mit den üblichen Methoden nicht mehr nachweisbar ist: Die Menge der HI-Viren („Viruslast“) befindet sich unter der sogenannten Nachweisgrenze. HIV ist dann beim Sex nicht mehr übertragbar. Mehr zum Thema „Schutz durch Therapie“ findest Du hier.
Aber auch, wenn die Viruslast nicht unter der Nachweisgrenze liegt, führt nicht jeder ungeschützte Sex zwischen einem HIV-positiven und einem HIV-negativen Partner automatisch zu einer Übertragung. Das Risiko einer Infektion wächst, wenn man keine der drei Safer Sex-Methoden anwendet.
Schwule Männer haben höheres Risiko als andere
Ein besonders hohes Risiko, sich zu infizieren, haben Männer, die Sex mit Männern haben, denn in dieser Bevölkerungsgruppe ist HIV in Deutschland weiter verbreitet. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man Sex mit einem HIV-positiven Partner hat, der noch keine HIV-Medikamente einnimmt.
Übertragung beim Drogen- & Substanzgebrauch
Ein sehr hohes HIV-Risiko besteht beim gemeinsamen Benutzen von Spritzen und Nadeln beim Drogenkonsum. HIV kann so direkt in die Blutbahn gelangen. In Blutresten an der Spritze kann sich das Virus außerdem mehrere Tage lang halten. Mehr dazu auf unseren Seiten zum Thema Drogen und Substanzen.
Keine Übertragung im Alltag
Kein HIV-Übertragungsrisiko besteht in Alltagssituationen, wie zum Beispiel:
- Küssen, Händedruck, Umarmen
- Anhusten oder Anniesen
- Benutzung derselben Teller, Gläser und Bestecke
- gemeinsame Benutzung von Toiletten, Handtüchern oder Bettwäsche
- Besuch von Schwimmbädern oder Saunen
- Zusammenarbeiten und -wohnen mit Menschen mit HIV/Aids
- Betreuen und Pflegen von Menschen mit HIV/Aids
- Erste-Hilfe-Leistung, sofern die hygienischen Vorschriften eingehalten werden (Handschuhe, Beatmungsmaske)
- medizinischen und kosmetischen Behandlungen (Zahnarzt, Fußpflege, …), sofern die hygienischen Vorschriften eingehalten werden
- Tätowieren und Piercen, sofern unter hygienischen Bedingungen gearbeitet wird.
HIV kann generell nicht über Speichel, Schweiß, Tränenflüssigkeit, Urin oder Kot übertragen werden.