Hepatitis C

Hepatitis C (HCV) wird zunehmend bei schwulen Männern, vor allem bei HIV-positiven, festgestellt. Anders als bei Hepatitis A und B gibt es keine Impfung und auch eine durchgemachte Erkrankung schützt nicht vor einer weiteren Ansteckung. Dank neuer Therapien ist eine Hepatitis C heute jedoch in drei Monaten heilbar. Wir empfehlen die Behandlung z.B. in HIV-Schwerpunktpraxen oder in gastroenterologischen Praxen.

Kurzinfos zu Hepatitis C

  • Hepatitis C wird durch Blut übertragen, vor allem beim Teilen von Spritzen beim Drogenkonsum, manchmal auch beim Sex.
  • Ohne Behandlung wird die Krankheit oft chronisch und kann schwere gesundheitliche Folgen haben.
  • Meistens ist eine Erkrankung mit Hepatitis C mit einer Therapie innerhalb von 8-12 Wochen heilbar. Am besten lässt Du Dich mit einer Hepatitis C in einer HIV-Schwerpunktpraxis oder einer gestroenterologischen Praxis behandeln, um Wartezeiten bis zum Behandlungsbeginn zu vermeiden.
  • Im Gegensatz zu Hepatitis A & B gibt es keine Impfung. Man kann sich immer wieder mit Hepatitis C anstecken.
  • So schützt du dich: Saubere Spritzen beim Drogenkonsum („nichts teilen“) und Handschuhe beim Fisten. Bei langem und heftigen Ficken ist manchmal Blut im Spiel – dann schützen Kondome.

Schutz

Eine Hepatitis C-Erkrankung wird oft viel zu spät erkannt und kann zu starken Leberschäden führen. Sie wird durch einen Bluttest festgestellt. Da Hepatitis C durch Blut übertragen wird, kannst du ein paar einfache Schutzregeln beachten.

 

Eine Impfung gegen Hepatitis C gibt es nicht, und auch nach einer Ausheilung kann man sich wieder anstecken. Schützen kannst du dich mit folgenden Maßnahmen:

 

Verwende beim Drogenkonsum nur dein eigenes Zubehör. Wenn bei Sexpraktiken Blut im Spiel sein könnte, schützen Handschuhe beim Fisten beziehungsweise Kondome beim Ficken.

Beim Ficken

  • Sexspielzeuge wie Dildos nicht mit anderen teilen. Am besten immer ein neues Kondom drüberziehen oder die Toys gründlich reinigen bzw. desinfizieren.
  • Beim Ficken schützen Kondome, für jeden Partner ein neues Kondom nehmen. Wer sich ohne Kondom ficken lässt, sollte wenigstens mehr Gleitgel als sonst, aber weniger Poppers nehmen – dann kommt es nicht so leicht zu Blutungen.
  • Hast du mehr als zehn Sexpartner im Jahr und/oder stehst du auf harte Sexpraktiken, lass dich einmal jährlich auf Hepatitis C untersuchen.

Beim Fisten

  • Beim Fisten Handschuhe verwenden – für jeden neuen Partner einen neuen Handschuh nehmen. Für jeden Fistpartner einen eigenen Gleitmitteltopf verwenden.

Beim Substanzgebrauch

  • Wenn du Anabolika oder andere Substanzen spritzt, teile die Nadel nicht mit anderen. Das gilt übrigens auch für Rasierklingen und Zahnbürsten. Achte darauf, dass bei Tätowierungen und Piercings auf hygienische Standards geachtet wird.

Mehr Infos zum Thema Substanzkonsum und wie du die Risiken minimieren kannst, findest du auf unserer Wissenscenter-Seite Drogen.

Wiederansteckung

Auch nach einer erfolgreichen Behandlung kann man sich immer wieder neu mit Hepatitis C anstecken!

Expertenvideo

Was ist aus medizinischer Sicht wichtig bei Hepatitis C? Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen Aidshilfe, spricht im Interview mit Frauke Oppenberg über Symptome, Übertragungswege, Risiken sowie über die Behandlungssituation.

Wie wird Hepatitis C übertragen?

Das Hepatitis-C-Virus wird durch Blut übertragen. Auch kleine Blutspuren, die vielleicht gar nicht sichtbar sind, können zu einer Infektion führen.

 

Eine Übertragung beim Sex ist bei HIV-Negativen selten. Erhöht ist das Risiko wahrscheinlich, wenn es beim Sex zu Blutungen kommt, zum Beispiel beim Fisten oder beim heftigen, langen Ficken. HCV-haltiges Blut könnte auch beim gemeinsamen Gebrauch von Toys oder beim Gruppensex übertragen werden, wenn ein Typ mehrere andere fickt oder fistet (ob mit oder ohne Kondom).

 

Zu Infektionen kommt es vor allem beim Spritzen von Drogen wie Ketamin, Crystal oder Heroin, wenn Spritzen oder anderes Zubehör wie Röhrchen geteilt werden: HCV kann in Blutresten bis zu drei Wochen „überleben“.

Verlauf, Symptome und Diagnose

In mehr als drei Vierteln der Fälle wird eine akute Hepatitis C gar nicht bemerkt, das heißt, es gibt keine oder nur leichte Symptome oder Beschwerden. In etwa 10 bis 20 % der Fälle treten grippeähnliche Symptome auf, manchmal kann es auch zu einer Gelbfärbung von Augen und Haut kommen.

 

Ein knappes Viertel der akuten Infektionen heilt innerhalb des ersten halben Jahres aus, drei Viertel der Infektionen werden chronisch. Die meisten chronischen Hepatitis-C-Infektionen verlaufen über Jahre oder Jahrzehnte symptomlos oder symptomarm (mit Müdigkeit, Bauchschmerzen, Abgeschlagenheit und wiederkehrenden vorübergehenden Erhöhungen der Leberwerte).

 

Im Verlauf von Jahren und Jahrzehnten kommt es durch die chronische Entzündung zu einem bindegewebigen Umbau der Leber (Fibrose). Mit fortschreitender Verhärtung (Zirrhose) der Leber nimmt auch deren Funktionsfähigkeit ab und das Risiko für die Entwicklung eines Leberkrebses steigt.

 

Aufgrund der lange Zeit unspezifischen Symptome wird eine Hepatitis meist erst eher zufällig bei einer Blutuntersuchung entdeckt – wenn man den (leicht) erhöhten Leberwerten auf den Grund geht. Ab Oktober 2021 ist ein Hepatitis-B- und -C-Screening Teil der Gesundheitsuntersuchung, die über 35-Jährigen auf Kosten der Krankenkasse alle drei Jahren zusteht. Für Männer, die eine HIV-PrEP einnehmen, sieht das Untersuchungsschema einen Hepatitis-C-Test alle 6-12 Monate vor.

 

Viele Personen wissen nicht mehr, ob sie vor 20 oder 30 Jahren ein Risiko für eine Hepatitis-C hatten. Daher empfiehlt es sich in diesen Fällen, einmal im Leben einen Hepatitis-C-Test zu machen. Bei fortbestehenden Risiken (z.B. intravenöser Drogenkonsum) oder Risiken beim Sex sollte man halbjährlich oder jährlich einen Hepatitis-C-Test durchführen.

 

Ob man eine Hepatitis-C hatte oder hat, lässt sich auch einfach durch einen Schnelltest ermitteln. Viele Checkpoints bieten solche Untersuchungen an. Ein Blutstropfen aus der Fingerbeere reicht aus. Bei reaktivem Ergebnis im Schnelltest muss man eine PCR-Testung anschließen, um zu unterscheiden, ob es sich um eine ausgeheilte Hepatitis-C handelt (die Antikörper hinterlässt) oder um eine aktive Hepatitis-C, die behandelt werden muss.

Wie wird Hepatitis C behandelt?

Da die akute Hepatitis C-Infektion in den meisten Fällen keine Krankheitsbeschwerden verursacht, bleibt sie häufig unbemerkt und in der Folge unbehandelt.

 

Hepatitis C ist in den meisten Fällen innerhalb einer 8-12-wöchigen Therapie heilbar. Seit 2014 gibt es neue Medikamente, die gut verträglich sind. Dabei wird einmal am Tag eine Tablette eingenommen.

 

Wichtig ist: Jede chronische Hepatitis-C-Infektion sollte behandelt werden! Über kurz oder lang schädigt ansonsten das Virus die Leber.

 

Am besten lässt Du die Therapie von spezialisierten Ärzt*innen durchführen. Das sind insb. HIV-Schwerpunktpraxen und gastroenterologische Praxen. Hier kannst Du in der Regel schon früh mit der Therapie beginnen und vermeidest so Wartezeit bis zum Therapiebeginn. HIV-Schwerpunktärzt*innen findest Du z.B. bei der entsprechenden Fachgesellschaft DAGNÄ.

 

Experte: Armin Schafberger (Referent „Medizin und Gesundheitspolitik“, Deutsche Aidshilfe)
zuletzt aktualisiert 28.08.2021
Freigegeben durch Redaktion IWWIT
Weiterführende Links:
aidshilfe.de
liebesleben.de
rki.de
dgvs.de
Erfahrungsberichte zum Thema Hepatitis C und mehr aus Medizin und Forschung findest du in unserem Blog.

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