Erste Ergebnisse der großen Befragungsstudie EMIS 2017 (European MSM Internet Survey) wurden jetzt auf der Internationalen Aids-Konferenz in Amsterdam vorgestellt. Schwule und bisexuelle Männer aus Europa und weiteren Staaten stehen im Blickpunkt. EMIS 2017 kommt mit frischen Daten zur sexuellen Gesundheit, dem psychischen Wohlbefinden sowie zum Gebrauch von Alkohol und anderen stimulierenden Substanzen.
51% wissen, was die PrEP ist. Aber…
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51% der Befragten wissen, dass die PrEP eine medikamentöse Prophylaxe gegen eine HIV-Infektion ist. Damit kann gesagt werden, dass die noch relativ junge Safer Sex-Methode PrEP (kurz für Prä-Expositions-Prophylaxe) unter schwulen und bisexuellen Männern relativ gut bekannt ist. Insbesondere wissen die Befragten, dass die PrEP im Rahmen einer dauerhaften täglichen Einnahmedosis wirkt.
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Aber nur 20% der Befragten in Europa wissen, dass die PrEP auch als vorübergehende Schutzmassnahme („PrEP on demand“), z.B. für ein Sexdate oder eine Sexparty, eingesetzt werden kann. Aber gerade die „PrEP on demand“ ist in den EU-Mitgliedsländern sehr unterschiedlich gut bekannt.
Wer mehrere Sexpartner hat, nimmt häufiger die PrEP
Die Nachfrage nach PrEP hängt auch mit der Zahl der Sexpartner zusammen. Das hat EMIS 2017 ebenso gezeigt. Die PrEP ist die bevorzugte Präventionsmethode von Männern, die mit mehr als einem Mann Sex haben. Es ist anzunehmen, dass diese Gruppe aus Erfahrung weiß, dass ihr ein Schutz vor HIV z.B. mit Kondomen beim Sex nicht immer gelingt bzw. möglich ist.
Auch wer „Chemsex“ macht, nimmt häufiger die PrEP
Weiterhin zeigte sich auch, dass die PrEP häufiger von denjenigen als Schutzmethode vor HIV gewählt wird, die Erfahrungen mit Stimulanzen beim Sex haben.
Mit diesen beiden wichtigen Erkenntnissen wird auch verständlich, dass die PrEP letztlich eine HIV-Präventionslücke schließt und der geregelte Zugang zu einem deutlichen Rückgang bei den HIV-Neudiagnosen führen wird.
Gebrauch stimulierender Substanzen im Kontext von Sex
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70% der befragten Männer konsumierten in den letzten 12 Monaten „nie“ oder „fast nie“ Alkohol oder andere stimulierende Substanzen zum Sex. Auf der anderen Seite hatten nur 7% der europäischen Befragten „immer“ oder „fast immer“ Sex unter dem Einfluss von Stimulanzen.
Wenn man sich den Mediendiskurs zu „Chemsex“ in den letzten Jahren anschaut, könnte man den Eindruck gewinnen, dass sich beim Konsum von Kokain, MDMA, Ketamin, und des oft erwähnten Crystal Meth, um ein weit verbreitetes Phänomen unter schwulen und bisexuellen Männern handelt. Anhand der Daten von EMIS 2017 kann das nicht bestätigt werden.
„Chemsex“ ist zudem deutlich ein Phänomen der europäischen Großstädte. Dort haben deutlich mehr schwule und bisexuelle Männer „Chemsex“. Es handelt sich aber um eine Gruppe, die unter Umständen spezifische Präventionsbedarfe hat. In einer anderen Studie, die zum Thema in Australien durchgeführt wurde, betrachteten 15,7% der Befragten schwulen und bisexuellen Männer ihren Substanzgebrauch als problematisch, beim Gebrauch von Crystal Meth waren es über 44%.
Hintergrund zu EMIS 2017
EMIS 2017 ist eine der größten multinationalen Befragungen, die jemals zur Gesundheit von schwulen und bisexuellen Männern durchgeführt wurden. An der Studie EMIS 2017 haben 134.000 Männer* aus allen Teilen Europas und darüber hinaus teilgenommen. In Deutschland haben weit über 20.000 Männer an der Befragung teilgenommen.
Ein Gesamtbericht zu den Ergebnissen wird 2019 von der Deutschen Aidshilfe veröffentlicht.
EMIS 2017 Community Report zum Download (englisch)
Bereits jetzt steht der erste Community Report zu EMIS 2017 mit ersten spannenden Ergebnissen zum Download bereit! (auf englisch)
Die hier genannten Daten stammen aus der Präsentation von Axel J. Schmidt und Peter Weatherburn auf der Internationalen Aids-Konferenz in Amsterdam am 23. Juli 2018. Titel der Präsentation war “EMIS pan-European MSM survey, Background and overview of study and selected results. Presentation at the 22. International AIDS-Conference, Amsterdam, 23. July 2018”