Das Kondom war lange die einzige Methode, sich gegen HIV zu schützen. Mittlerweile gibt es aber mehr: Schutz durch Therapie (bei einer erfolgreichen HIV-Therapie) die PEP als sogenannte „Nach-Risiko-Vorsorge“ und die PrEP, die „Vor-Risiko-Vorsorge, bei der HIV-Negative HIV-Medikamente vorsorglich einnehmen, erweitern die Schutzmöglichkeiten. Das ist gut. Aber wird das Kondom damit zur Safer-Sex-Methode von gestern? Wir haben sechs Männer nach ihrer Meinung gefragt. Heute kommen die ersten drei zu Wort:
Für den 32-jährigen Johannes bleiben Kondome ein normaler Bestandteil von Sex. Der Berliner, der ein eigenes Blog betreibt, schreibt:
„Ficken ohne Gummi außerhalb einer Beziehung scheint mir ein abwegiger Gedanke. Natürlich fände ich es besser, wenn es einfach so ohne ginge. Das geht wohl jedem Mann so. Ich wurde früh sehr ausführlich über all das aufgeklärt, was man sich so holen kann, von Tripper über Syphilis bis HIV. Daher finde ich, dass die Pro-und-Kontra-Rechnung immer zugunsten von Kondomen ausgeht. Ich habe gerne Sex und hatte sicher auch schon ausreichend viel als Großstadtschwuler. Ein Problem waren für mich dabei Kondome nie. Inzwischen kommt es mir aber so vor, als wäre meine Safer-Sex-Präferenz für viele andere ein Problem. Das nervt mich. Wenn sich jemand bewusst oder unbewusst für unsafen Sex entscheidet und ihm eventuelle Folgen egal sind, ist das seine Sache. Gut finde ich das aber so nicht. Es kann jedenfalls nicht sein, dass Kondomverwendung aktuell schon als etwas Antiquiertes angesehen wird. Es gibt mehr sexuell übertragbare Krankheiten als HIV, und jeder kann mithelfen, sie in Schach zu halten. Das geht nur mit Kondomen.“
Steffen aus Bremen ist HIV-positiv. In seinem Blut sind aber keine Viren nachweisbar, weil er täglich Tabletten nimmt. Die Medikamente erlauben es dem 46-Jährigen, auf Kondome zu verzichten. Er kann niemanden anstecken und ist auch selbst vor einer Zweitinfektion geschützt.
„Bis zu meiner Infektion habe ich brav Kondome übergezogen und mich nur zwei Mal ohne ficken lassen (Ehrenwort!). Seit ich in Therapie bin, geht es mir gut und meine Viruslast ist unter der Nachweisgrenze. Deshalb fällt es mir immer schwerer, mich auf Sex mit Kondom einzulassen. Ich weiß, dass ich mich mit anderen Krankheiten anstecken kann. So hatte ich zum Beispiel schon einmal Syphilis. Aber ich kann nicht aus meiner Haut. Gegen alles außer HIV gibt es Medikamente, und mein Trieb ist stärker als die Vernunft. Ich weiß, dass Tripper und Co mittlerweile Resistenzen bilden. Aber erstens kannst du diese Bakterien auch bekommen, wenn du beim Bumsen ein Gummi auf dem Schniedel hast. Und zweitens krieg ich schon beim Pornogucken keinen hoch, wenn die Typen Gummis benutzen. Mir kommt Sex mit Kondom vor wie die Penetration mit einer in Folie eingeschweißten ALDI-Gurke. Es macht einfach keinen Spaß!“
Der 22-jährige Robert aus Herford beklagt die Sorglosigkeit in seiner Generation – und ermahnt andere Homosexuelle, weniger promisk zu leben.
„Das Thema Safer Sex mit Kondom bleibt meiner Meinung nach trotz guter HIV-Medikamente wichtig. Im Schnitt wechseln Schwule nun mal häufiger den Sexpartner als Heteros. In meinem Umfeld wird auf Gummis aber nur bedingt wert gelegt. Stattdessen wird mal hier und mal da ‚Spaß’ betrieben, was scheinbar automatisch Bareback heißt. Damit möchte ich niemanden in eine Schublade stecken. Ich berichte nur meine Erfahrungen. Ich selbst benutze Kondome zwar widerwillig, aber ich betrachte sie als unabdingbar, zumindest außerhalb einer Beziehung. Mit meinem Ex-Freund hatte ich vereinbart, dass wir uns beide testen lassen und bei einem negativen Ergebnis Sex ohne Kondom haben. Dies setzt eine Menge Vertrauen voraus. Von anderen Schutzmethoden habe ich gehört, bin aber kein Befürworter. Stattdessen sollten sich manche Homosexuelle fragen, ob ständig wechselnde Sexualpartner wirklich nötig sind.“
Manuel macht die PrEP, Marc nimmt Kondome und begründet das nicht nur mit Safer Sex und Ben blickt als Jugendarbeiter auf das Thema Kondom. Was diese drei zum Gummi sagen, erfahrt ihr hier.