Florian, 37, berichtet seit vier Jahren bei ICH WEISS WAS ICH TU über seine Drogenerfahrungen. Er will damit anderen Drogenkonsumenten helfen, Risiken zu reduzieren. Anlässlich der aktuellen Diskussion sprachen wir mit ihm über Crystal Meth.
Florian, hast du Erfahrungen mit Crystal?
Ja, habe ich. Ich bin fast daran kaputt gegangen.
Du lehnst Drogenkonsum nicht prinzipiell ab, sondern gibst Tipps, wie man seinen Konsum kontrollieren und Risiken reduzieren kann. Das hat offenbar mit Crystal nicht geklappt?
Nein, überhaupt nicht. Drogenkonsum ist nie ohne Risiko, und man kann prinzipiell von jeder Droge abhängig werden. Aber bei Crystal ist die Schwelle so schnell überschritten, dass ich wirklich nur raten kann, die Finger davon zu lassen.
Du warst abhängig?
Ja, die Gefühle auf dieser Droge sind einfach so gut, dass man sie wiederhaben will. Und schon bist du machtlos. Die Falle schnappt verdammt schnell zu.
Was hast du auf Crystal erlebt?
Ein nie dagewesenes Glücksgefühl. Die Realität mit all ihren Problemen ist sofort völlig ausgeblendet. Jede Angst ist einfach verschwunden. Leistungsfähigkeit und sexuelles Empfinden werden explosionsartig gesteigert.
Das klingt gefährlich attraktiv.
Das ist es leider. Und genau deswegen kann man sich sehr schnell nicht mehr vorstellen, sein Leben ohne diese Droge zu führen. Und dann setzen auch die negativen Wirkungen sehr schnell ein.
Welche sind das?
Ich hatte schlimme Depressionen und Wahnvorstellungen. Ich dachte, es sind Menschen im Raum und fühlte mich krass verfolgt. So etwas erleben viele Konsumenten. Ein Freund von mir hat in seiner Paranoia die Wände aufgeschlagen, weil er Kameras dahinter vermutete. Auch Suizidgedanken kommen oft vor.
Und trotzdem fällt es schwer, wieder aufzuhören?
Ja, weil du weißt, dass diese Gefühle, die du auf Crystal hast, ohne Droge nicht zu haben sind. So ehrlich muss man sein, das ist so. Trotzdem macht Crystal nicht glücklich. Auf Sexpartys, auf denen Crystal konsumiert wird, sitzen am Schluss meist alle mit ihren Handys rum und suchen nach dem nächsten Date.
Die Glücksgefühle, die man am Anfang erlebt, halten also nicht vor?
Nein, die tiefe Erfüllung, die du suchst, bekommst du nicht. Ganz im Gegenteil, du suchst immer hektischer und verzweifelter. Am Ende macht die Droge ziemlich einsam.
Was hat dich zum Aufhören bewogen?
Irgendwann konnte ich einfach nicht mehr. Es fängt damit an, dass du Montag nicht zur Arbeit gehen kannst, weil du noch total drauf bist. Dann macht die Droge dich allmählich fertig. Du verlierst Freunde, den Anschluss an dein Leben. Ich habe am Schluss alleine zu Hause gesessen und es ging mir einfach nur noch beschissen.
Und wie bist du da wieder rausgekommen?
Ich war sehr motiviert, die Kontrolle über mein Leben zurückzugewinnen, auch weil ich ja mit dem Thema Drogen in der Öffentlichkeit stehe. Geholfen haben mir eine Therapie und ein starker Freundeskreis. Ich habe begriffen, dass ich die Kontrolle verloren hatte und konnte das auch vor anderen zugeben. Der Psychologe war anfangs unsicher, ob es ohne stationäre Entgiftung geht, aber das ist mir erspart geblieben.
Und heute?
Bin ich mir der Gefahren so bewusst wie nie. Meine Kicks und meine Lust am Leben hole ich mir jetzt auf andere Weise.
Mehr Informationen zum Thema Drogen und Safer Sex findest du hier.
Wenn du mit deinem Drogenkonsum nicht mehr klarkommst, lass dich beraten!