Ich lebe mit meinem Freund in Berlin in einer offenen Beziehung. Wir finden es deshalb selbstverständlich, uns mindestens einmal im Jahr auf HIV testen zu lassen. Ich bitte meinen schwulen Hausarzt inzwischen sogar halbjährlich um einen Test.
So routiniert bin ich mit dem Thema aber nicht von Anfang an umgegangen. Mein erstes Mal hat mich echte Überwindung gekostet. Ich war 18 und wohnte in Dortmund. Im Freundeskreis redeten wir über Sex und die damit verbundenen Risiken – bei viel Sekt und den Desperate Housewifes. Irgendwann bot mir mein bester Freund an, ihn zum Test zu begleiten und ich gab mir einen Ruck.
Damals mussten alle, die sich anonym testen lassen wollten, ins Gesundheitsamt gehen. Ich gelangte durch einen Seiteneingang in ein dunkles Treppenhaus. Neben weiteren Testwilligen warteten hier Heroinabhängige auf ihre Substitute. Keine beruhigende Atmosphäre für einen 18-Jährigen, der ohnehin schon aufgeregt ist. Im Besprechungszimmer traf ich dann auf einen spröden Amtsarzt, der mir Blut abnahm und mich aufforderte, in einer Woche wiederzukommen. Keine Fragen. Kein Gespräch.
Diese Zeiten sind in den meisten deutschen Städten vorbei. Es gibt zahlreiche Teststellen, etliche sogar speziell für Schwule und Bisexuelle. Dort können sich Jungs, die noch nie beim Test waren, vor und nach dem Test beraten lassen. Außerdem gibt es heute einen Schnelltest, anders als bei mir vor zwölf Jahren. Man muss also nicht tagelang bangen und dann nochmal hingehen. Das Ganze dauert keine 30 Minuten.
1 x im Jahr zum HIV-Test? iwwit.de/beratung Informier dich und finde Teststellen in deiner Nähe.