Mini-Serie: Mein HIV-Coming-out (Teil I)

Als Thilo positiv auf HIV getestet wurde, verschwand sein Freund auf Nimmerwiedersehen. Am Ende zahlte sich die Offenheit des heute 46-Jährigen aber aus: Bei einem Positiventreffen lernte Thilo seinen Ehemann René kennen.

Als Thilo positiv auf HIV getestet wurde, verschwand sein Freund auf Nimmerwiedersehen. Am Ende zahlte sich die Offenheit des heute 46-Jährigen aber aus: Bei einem Positiventreffen lernte Thilo seinen heutigen Ehemann René kennen.

„Meine Infektion ist vor fast zwanzig Jahren eher zufällig ans Licht gekommen. Ich wollte an einer Medikamentenstudie teilnehmen und vorher werden routinemäßig die Blutwerte untersucht. Noch völlig unter dem Eindruck der Diagnose eröffnete ich mich meinem Freund. Ich sagte, wir müssten künftig noch sorgfältiger auf Safer Sex achten. Er reagierte kaum und blieb den ganzen Abend schweigsam. Dann ging er zu sich nach Hause.

Ein paar Tage später brachen wir zu einer Reise auf. Ich betreute damals demenzkranke Menschen und begleitete eine kleine Gruppe in den Urlaub. Mein Freund war als Fahrer eingeplant. Schon im Bus hatte ich das Gefühl, dass er panisch war. So als könnte ihn die Luft anstecken, die ich ausatmete. Und eines Abends war er weg. Anrufe blieben unbeantwortet. Die Beziehung war ohne Aussprache beendet. Ich habe ihn nie wiedergesehen.

Bei Verabredungen mit Männern sprach ich meinen HIV-Status zunächst so gut wie immer an. Allerdings musste ich mich wegen meiner Infektion so oft als Virenschleuder beschimpfen lassen, dass ich das Thema zumindest bei reinen Sexdates bald vermied. Das Problem war, dass ich beim Sex nicht mehr abschalten konnte. Ich hatte das Bedürfnis, für Klarheit zu sorgen, schwieg aber und bekam deshalb manchmal keinen mehr hoch.

In dieser Zeit gab es aber auch ein wirklich schönes Erlebnis. Ich war in einer Sauna mit einem netten Mann in einer Kabine verschwunden. Aus irgendwelchen Gründen scheiterten wir an den Kondomen, sodass wir uns nur unterhielten. Irgendwann erzählte ich, dass ich regelmäßig zum Positivenschwimmen gehe. Da lachte er und sagte, er sei selber positiv und wir hätten uns das peinliche Gefummel mit den Gummis sparen können. Wir sind gute Freunde geworden. Leider ist er sehr früh gestorben.

2005 lernte ich bei einem Positiventreffen René kennen. Wir mochten uns sofort, aber ich lebte damals noch in einer Beziehung. Ein Jahr später war ich Single und wir sahen uns bei der gleichen Veranstaltung wieder. Seitdem sind wir ein Paar und ich überredete ihn, zu mir aufs Land zu ziehen. 2009 haben wir geheiratet. Das Beste, was mir passieren konnte.“

Wie René die ersten HIV-Coming-outs erlebt hat, beschreibt er hier.

René

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Thilo über eines seiner HIV-Coming-outs.
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