Gute Nachricht: Eine funktionierende HIV-Therapie schützt vor Übertragungen beim Sex ohne Kondom. Das ist das wichtigste Ergebnis von der Zwischenauswertung der PARTNER-Studie. Diese europaweite Untersuchung erforscht die Schutzwirkung der HIV-Therapie beim Anal- und Vaginalverkehr ohne Kondom. Und sie geht noch weiter: Es werden schwule Paare als Studienteilnehmer gesucht.
Vorgestellt wurden die Zwischenergebnisse der PARTNER-Studie gestern auf der internationalen Konferenz CROI in Boston. Zugrunde liegen Daten mehr als 700 serodifferenten – das heißt ein Partner ist HIV-positiv, einer negativ – schwulen und heterosexuellen Paaren die (auch) Anal- (und/oder Vaginal-)verkehr ohne Kondom hatten. Der HIV-positive Partner musste dank HIV-Therapie eine Viruslast von weniger als 200 Kopien pro Milliliter Blutplasma haben und die HIV-Medikamente konsequent einnehmen.
„Das ist eine überaus erfreuliche Nachricht“, sagt Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen AIDS-Hilfe. „Laut Studienleiter Jens Lundgren hätte man rund 50 bis 100 Übertragungen auf die HIV-negativen Partner erwarten müssen, wenn die HIV-positiven Partner der Studie nicht antiretroviral behandelt worden wären. Die HIV-Therapie hat also viele Infektionen verhindert.“ Man könne aus diesem Zwischenergebnis allerdings nicht schließen, dass das Risiko gleich Null wäre, so Schafberger weiter. „Statistisch wären bei längerer Beobachtungszeit mit mehr Paaren Übertragungen möglich gewesen. Aus diesem Grund wird die Studie bis 2017 fortgeführt und soll um 450 zusätzliche homosexuelle Paare erweitert werden. Wir laden schwule serodifferente Paare, das heißt, ein Partner ist HIV-positiv und einer HIV-negativ, zur Teilnahme an der PARTNER-Studie ein. Je schneller wir mehr schwule Paare haben, desto schneller haben wir hier gute Ergebnisse.“
Weitere Ergebnisse kurz und knackig:
- Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schätzen, dass die untersuchten HIV-negativen Partner im bisherigen Studienverlauf insgesamt rund 45.000 Mal kondomlosem Sex hatten.
- Interessant: Bei 16 Prozent der untersuchten HIV-negativen homosexuellen Männer wurden sexuell übertragbare Infektionen (STI) diagnostiziert, vor allem Gonorrhö und Syphilis. Solche STIs erhöhen bei hoher HIV-Viruslast das HIV-Übertragungsrisiko, bei niedriger Viruslast dagegen scheinen sie erfreulicherweise keinen großen Effekt zu haben.