Die meisten Fälle wurden aus Berlin gemeldet, weitere aus Nordrhein-Westfalen, Bayern Baden-Württemberg, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC hat bis zum 8. Juni 704 Fälle von MPXV-Infektionen in europäischen Ländern registriert (Statistik ohne das Vereinigte Königreich und die Schweiz). Weltweit wurden bisher 1176 Fälle bestätigt.
Bisher vor allem schwule Männer betroffen
Wie auch in den anderen Ländern außerhalb Afrikas betreffen die „Affenpocken“ (MPX) in Deutschland zurzeit vor allem schwule und bisexuelle Männer. Bisher wurde der Erreger hierzulande ausnahmslos bei Männern nachgewiesen, bei vielen liegt zudem die Information vor, dass sie Sex mit Männern hatten.
Klar ist aber auch: Die Affenpocken können prinzipiell jeden betreffen. Wie das Virus in die schwule Community gelangt ist, ist noch nicht geklärt.
Erste Fälle hat es laut Robert Koch-Institut bereits Ende April gegeben – also schon vor dem Maspalomas Pride auf Gran Canaria und dem Darklands-Festival in Antwerpen, bei denen offenbar zahlreiche Übertragungen stattgefunden haben.
Kein Grund zur Panik, aber zur Vorsicht
Der Ausbruch der Affenpocken in immer mehr Ländern ist ungewöhnlich. Die Ursachen sind noch nicht geklärt. Fakt ist: Diese Erkrankung ist bisher in Europa kaum vorgekommen. Wenn Menschen sich auf einer Reise infiziert hatten, dann hat sich die Krankheit nicht weiterverbreitet. Das ist nun offenbar anders.
Fachleute rechnen nicht mit einer Pandemie wie bei Covid, befürchten aber eine weitere Ausbreitung der Infektion.
„Es besteht ganz sicher kein Grund zur Panik“, sagt auch Holger Wicht, Sprecher der Deutschen Aidshilfe. „Die Fallzahlen sind insgesamt noch gering, das Risiko einer Infektion ist nicht besonders hoch. Die Krankheit kann zwar sehr unangenehm sein, heilt aber meistens von alleine aus. Wir empfehlen, sich gut zu informieren und bei Krankheitsanzeichen besonders aufmerksam zu sein.“
Auch das RKI ruft zu erhöhter Wachsamkeit auf: Insbesondere Männer, die Sex mit Männern haben, sollten sich bei Hautveränderungen wie Pusteln oder Knötchen ärztlich untersuchen lassen. Die beste Adresse dafür sind infektiologische Einrichtungen wie zum Beispiel eine HIV-Schwerpunktpraxis.
Impfung noch im Juni
Eine Impfung für Menschen mit besonders hohem Risiko könnte noch im Juni zur Verfügung stehen. Das Bundesgesundheitsministerium hat 240.000 Dosen des Impfstoffs Imvanex bestellt. 40.000 sollen bis Mitte Juni verfügbar sein und über die Bundesländer verteilt werden. Das BMG lotet zurzeit weitere Möglichkeiten aus, Impfstoff zu beschaffen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) arbeitet an einer Impfempfehlung.
Imvanex ist in den USA bereits gegen MPXV zugelassen, in Europa bisher nicht. Mit einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission könnte das Vakzin trotzdem zeitnah zum Einsatz kommen. Für eine vollständige Impfung sind zwei Einzeldosen erforderlich.
Im Gespräch ist unter anderem eine Impfung von Menschen, die kürzlich Kontakt mit infizierten Personen hatten. Die Reaktion des Immunsystems nach einer solchen Impfung kurz nach einem Übertragungsrisiko kann eine Infektion noch verhindern oder den Krankheitsverlauf mildern.
Zuerst geimpft werden könnten außerdem schwule und bisexuelle Männer mit vielen engen Kontakten sowie Mitarbeiter*innen im Gesundheitswesen, die mit MPX-infizierten Patient*innen in Kontakt kommen. Wem genau eine Impfung empfohlen werden soll, wird zurzeit in verschiedenen Gremien diskutiert.
„Wir stehen in ständigem Kontakt mit dem Bundesgesundheitsministerium, dem Robert Koch-Institut und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“, sagt DAH-Sprecher Holger Wicht. „Wir stimmen uns eng ab und sorgen dafür, dass neue Informationen rasch zu den Menschen gelangen, die sie betreffen.“
Immer auf dem Laufenden
Die Deutsche Aidshilfe informiert über MPX auf aidshilfe.de und der Webseite ihrer Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU für schwule Männer sowie über ihre Social-Media-Kanäle. Bald werden auch Poster und Flyer für die schwule Szene-Orte verfügbar sein.
Informationen zu Übertragungswegen, Symptomen und Schutz
Informationen des Robert Koch-Instituts