Vor ein paar Tagen haben uns bereits drei Männer gesagt, was das Kondom für sie bedeutet. Denn mittlerweile gibt es ja mehr Möglichkeiten, sich gegen HIV zu schützen, wie Schutz durch Therapie, die PEP und die PrEP. Ihre Einstellung zum Gummi kannst du nachlesen. Hier kommen drei weitere Statements.
Als „kondom-müde“ erlebt der 31-jährige Manuel viele seiner Sexpartner – und auch sich selbst. Der Berliner besorgt sich HIV-Medikamente und berät andere HIV-Negative, wie sie in deren Besitz gelangen. Außerdem setzt sich Manuel öffentlich für die PrEP ein.
„Meiner Erfahrung nach sind Kondome zur Ausnahme geworden. An mir selbst habe ich bemerkt, wie die Versuchung immer größer wird. Es war mir klar, ich muss was ändern, bevor es zu spät ist. Jetzt nehme ich Tabletten, die mich vor HIV schützen. Die Gegner dieser Art des Safer Sex behaupten, die PrEP öffne anderen sexuell übertragbaren Krankheiten Tür und Tor. Das Gegenteil ist richtig! Wir müssen aufhören, uns und anderen etwas vorzumachen: In der Minderheit sind die, die noch konsequent Kondome benutzen. Die Syphilis- und die Chlamydien-Wellen rollen längst über unsere Städte hinweg. Das liegt unter anderem daran, dass viele Betroffene von ihrer Infektion monatelang nichts wissen. Wer sich dagegen einer PrEP unterzieht, der wird regelmäßig von einem Arzt auf sexuell übertragbare Krankheiten untersucht. In den Ländern, die die PrEP bereits anbieten, sind Abstriche und Blutuntersuchungen Pflicht. Die PrEP könnte also auch bei uns dafür sorgen, dass promisk lebende Menschen Infektionen nicht mehr verschleppen.“
Marc aus Coesfeld, 40, benutzt beim Ficken stets ein Kondom und führt nicht nur gesundheitliche Gründe an:
„Das Kondom ist und bleibt für mich ein ständiger Begleiter. Der Hauptgrund ist gar nicht mal die Sorge, mich mit HIV anzustecken. Ich weiß, dass ich bei vielen meiner regelmäßigen Sexualpartner und erst recht bei meinem langjährigen Partner außer Gefahr bin. Vielmehr schütze ich mich mit Kondomen vor Krankheiten, die im Vergleich zu HIV relativ einfach übertragbar sind. Klar könnte ich gegen Feigwarzen eine Salbe auf meinen Ständer auftragen. Aber ich will so etwas Widerliches gar nicht erst bekommen. Von Chlamydien oder Syphilis ganz zu schweigen. Außerdem habe ich einen echten Hygienefimmel. Und der überträgt sich auch auf den Sex. Ich bin ausschließlich aktiv und könnte nur schlecht damit umgehen, wenn beim Analsex ein Malheur passiert. Ich habe das einmal erlebt, bin zum Duschen ins Bad gegangen und habe danach trotzdem keinen mehr hochgekriegt. Das Kondom bewahrt mich vor peinlichen Situationen und verhindert, dass bei meinem Gegenüber der Eindruck entsteht, ich würde mich vor ihm ekeln.“
Benjamin Scholz blickt als Jugendarbeiter auf das Thema Kondom. Der 35-Jährige berät an Schulen und mit seinem Projekt www.jungsfragen.de pubertierende Jungen.
„13- bis 17-Jährige diskutieren Safer Sex auf völlig unterschiedlichem Niveau. Ich bin froh, wenn in einer Schulklasse zwei, drei Jungs wirklich gut darüber Bescheid wissen, wozu Gummis nutze sind. Die meisten Wortmeldungen zu dem Thema bewegen sich zwischen Halbwissen der Art ‚Kondome schützen vor AIDS und Kinderkriegen’ und selten auch völliger Ahnungslosigkeit. Alte Klischees sind unter Jugendlichen noch verbreitet, wie zum Beispiel, dass sowieso nur Schwule HIV kriegen können. Sie selber müssten also keine Gummis benutzen, weil die Frau ja schließlich die Pille schlucke. Das Interesse an Kondomen ist allerdings noch genauso groß wie eh und je! Sobald ich in der Klasse die Kondome auspacke, sind die Jugendlichen mit allen Sinnen dabei. Aus meiner Sicht ist das gut so. Denn zur Aufklärung über die gesundheitlichen Risiken von Sex gehören in dieser Altersklasse einfache, gut verständliche Schutzmöglichkeiten.“